Aktuelles, Experten, Gastbeiträge - geschrieben von ks am Sonntag, September 12, 2010 23:05 - noch keine Kommentare
Wenn Geocacher Codes knacken
Geocaching boomt – interessanterweise spielt die Kryptologie dabei eine wichtige Rolle
Von unserem Gastautor Klaus Schmeh
[datensicherheit.de, 12.09.2010] Geocacher sind Menschen, die mit einem GPS-Navigator versteckte Plastikdosen aufspüren. Die Geokoordinaten (Längen- und Breitengrad) der Kunststoffbehälter werden von den Versteckern im Internet veröffentlicht.
„Geocaching ist ein faszinierendes Hobby für die ganze Familie“, berichtet Olaf Pfeiffer, Organisator der Veranstaltung „Cachathon“, deren diesjährige Ausgabe am vergangenen Wochenende in Barsinghausen bei Hannover stattfand. „Manche Aktiven suchen die sportliche Herausforderung, für andere geht es eher darum, den Sonntagsspaziergang mit den Kindern interessanter zu gestalten.“
Und was hat Geocaching mit Datensicherheit zu tun? Eine ganze Menge, denn viele Cache-Verstecker veröffentlichen ihre Geokoordinaten in verschlüsselter oder kodierter Form. „So etwas nennt man Puzzle-Cache oder Mystery-Cache“, berichtet Olaf Pfeiffer, „das Knacken des Codes ist hierbei ein Teil des Caching-Spaßes“. Auf dem „Cachathon“ in Barsinghausen, den über 200 Geocacher besuchten, hörte man daher nicht nur Fachsimpeleien über „GC-Codes“, „Besserverstecker“ und „Lost Spaces“. Vielmehr ging es auch um Häufigkeitsanalysen, Semagramme, Cäsarchiffren und andere kryptologische Fachbegriffe. So mancher Geocacher konnte über erfolgreiche Kryptoanalysen berichten. In einfachen Fällen ging es lediglich um eine ROT13-Verschlüsselung. Wenn es kniffliger wird, nehmen einige Cacher gerne die Software CrypTool zu Hilfe.
Bei manchen Codes hilft jedoch die Phantasie mehr als ein Computer-Programm. „Ich habe kürzlich einen Cache gesucht, dessen Koordinaten mit Hilfe von Verkehrszeichen kodiert waren“, berichtete ein „Cachathon“-Teilnehmer. „Bei Wikipedia habe ich dann gesehen, dass jedes Zeichen eine Nummer hat. Aus diesen Nummern ließen sich Längen- und Breitengrad ermitteln.“ Ein anderes Geocacher-Rätsel gehört in die Steganografie: Auf einer Abbildung ist ein Haus zu sehen, dessen Dach mit Ziegeln in zwei unterschiedlichen Farben gedeckt ist. Die Lösung ergibt sich, wenn man die eine Farbe als null und die andere als eins interpretiert.
Großes Kopfzerbrechen bereitet vielen Cachern derzeit ein Mystery-Cache mit dem Titel „Villa Bacho“. Wer diesen finden will, muss folgende Nachricht entschlüsseln (weitere Details finden sich unter http://coord.info/GC27BNY):
FMPFVL PPDADA DLATFA VTOPLA EPVLOA FNGAPD HDLOFE KSLGAT ASTSOE DAPGQE PAHKFE ERDSPL DOLOEF GAEXQE SADDFO XLFPLG QOEEPF SQSEDS FGDCDS LOEEHT YEOFAM HSLPLO UHWILG HWMHLB HZYMLP WEDXZN AILNMM RCZDIP AKZWXX EYCLHZ KBMVNC TDUNNX ZCWADN CAESLA QUNNMH LNPKNC OIACVP XCGUYO VCXINW MZNETN BZOCEX UAGOYC NHWOZV WSAF
Wer den Text dechiffrieren kann, der sollte die Lösung möglichst nicht veröffentlichen – ansonsten könnte er einigen Cachern den Spaß verderben.
Geheimschriften aus Runen sind eine von vielen kryptologischen Techniken, die Geocacher nutzen. (Quelle: Olaf Pfeiffer)
Klaus Schmeh ist Autor der Bücher „Codeknacker gegen Codemacher“ (über die Geschichte der Verschlüsselung) und „Versteckte Botschaften“ (über die Geschichte der Steganografie), die auch von Geocachern gelesen werden, um sich Anregungen zu holen.
Weitere Informationen zum Thema:
Geocaching.de
Willkommen auf Geocaching.de – den deutschen Geocaching-Seiten.
Cachathon
5 Jahre Cachathon und Poker Run
CRYPtOOL
Was ist CrypTool?
Klaus Schmeh
Herzlich willkommen auf meiner Homepage!
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