Aktuelles, Branche, Studien - geschrieben von dp am Donnerstag, September 22, 2022 19:40 - noch keine Kommentare
Mehr Datenschutz, aber weniger Datenbürokratie gefordert
Detlef Schmuck kommentiert Datenschutzreport 2022/23 von TeamDrive
[datensicherheit.de, 22.09.2022] Das Datenschutzniveau in Deutschland sei „viel zu niedrig“, meinten 37 Prozent der Deutschen. Indes: Ganz im Gegenteil, urteilten 35 Prozent, welche es als „viel zu hoch“ einstuften. Diese konträren Ergebnisse hat demnach der „Datenschutzreport 2022/23“ ans Licht gebracht, der nach eigenen Angaben auf einer aktuellen Umfrage des Hamburger Hochsicherheits-Datendienstleisters TeamDrive GmbH beruht.
Detlef Schmuck: Ein Witz, dass man auf jeder Website die Datenschutzbestimmungen wegklicken muss, bevor man zum Inhalt kommt…
Die meisten Befragten befürworten Datenschutz, halten heutige Gesetzgebung aber nicht als dafür geeignet
Detlef Schmuck, Studienleiter, erklärt das auf den ersten Blick paradoxe Meinungsspektrum so: „Die meisten Menschen wollen, dass ihre persönlichen Daten geschützt werden. Aber sie glauben nicht, dass die heutige Gesetzgebung dafür geeignet ist.“
Er gibt ein Beispiel: „Es wirkt wie ein Witz, dass man auf jeder Website die Datenschutzbestimmungen wegklicken muss, bevor man zum Inhalt kommt. Niemand kann ernsthaft erwarten, dass man jedes Mal die juristischen Erklärungen liest. Es ist diese Art von Pseudo-Datenschutz, die viele Menschen frustriert.“
So sei es kaum verwunderlich, dass laut Umfrage lediglich zwölf Prozent das aktuelle Datenschutzniveau als „genau richtig“ einstuften.
Mit Datenschutz verbundener bürokratische Aufwand könnte Privatsphäre konterkarieren
Zwei Drittel der Befragten bezeichneten die Wahrung ihrer Privatsphäre in der digitalen Welt als ein „wichtiges Rechtsgut für uns alle“. Schmuck kommentiert die Umfrageergebnisse: „Das Gros der Bevölkerung will sich weder vor staatlichen Stellen noch vor der werbetreibenden Wirtschaft digital nackt machen. Aber es herrscht das Gefühl vor, dass der mit dem Datenschutz verbundene bürokratische Aufwand letztendlich gar nicht zu mehr Privatsphäre führt.“
Er verweist darauf, dass satte 60 Prozent der Befragten die geltende Datenschutz-Grundverordnung als „Bürokratiemonster“ verurteilten.
Schmuck möchte einen Weg aus diesem Dilemma weisen: „Der Datenschutz muss so implementiert werden, dass er funktioniert, ohne dass sich der Nutzer darum zu kümmern hat. So wünschen sich beispielsweise viele Menschen, dass ihr Einverständnis mit dem Datenschutz einer Website beinhaltet, dass dieses dauerhaft oder jedenfalls für längere Zeit gilt, statt jedes Mal aufs Neue per Klick zustimmen zu müssen.“ Es gelte der Grundsatz: „Die Technologie dahinter mag noch so komplex sein, aus Nutzersicht hat alles so einfach wie möglich zu erscheinen.“
Richtig und wichtig: EU-weiter Datenschutz
Immerhin halte knapp die Hälfte (48 Prozent) die Schaffung eines einheitlichen Datenschutzstandards in den Ländern der europäischen Union für „richtig und wichtig“. Lediglich ein gutes Zehntel lehne diese Vereinheitlichung ab. 44 Prozent unterstützten ausdrücklich die Schaffung eines EU-weiten Datenraums, also einer länderübergreifenden „EU-Cloud“, die per se dem hohen Schutzniveau der Europäischen Union entspreche.
„Eine gesicherte Umgebung, in der man sich darauf verlassen kann, dass dem Schutz der Privatsphäre eine hohe Priorität eingeräumt wird, wäre von hohem Nutzen“, erläutert Schmuck und warnt zugleich:
„Die jüngsten Bemühungen der EU-Kommission zielen allerdings eher darauf ab, den europäischen Behörden Zugang zur digitalen Privatsphäre zu verschaffen. In diesem Fall wäre ein europäischer Datenraum geradezu eine Verhöhnung des Wunsches nach Privatheit in der digitalen Welt.“
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