Aktuelles, Branche - geschrieben von dp am Donnerstag, Juli 1, 2021 17:54 - noch keine Kommentare
Ransomware-Bedrohung nimmt zu: Diskussion um Verbot von Lösegeldzahlungen
Adam Kujawa fordert, nicht die Ransomware-Opfer zu bestrafen, sondern diese zur Meldung des Vorfalls zu veranlassen
[datensicherheit.de, 01.07.2021] Ramsomware, also Schadsoftware, welche zuweilen ganze Rechenzentren lahmlegt, um von der betroffenen Organisation Lösegeld zu erpressen, wird offenbar immer mehr zum Mittel der Wahl für Cyber-Kriminelle. Das Bundeskriminalamt (BKA) hat Ransomware bereits in seinem „Bundeslagebild Cybercrime 2020“ als „die Bedrohung für öffentliche Einrichtungen und Wirtschaftsunternehmen“ ausgemacht, und in einem Gespräch mit dem „WALL STREET JOURNAL“ sieht FBI-Direktor Christopher Wray in Ransomware-Attacken ein den Anschlägen vom 11. September 2001 ähnliches Bedrohungspotenzial.
Plädoyers für mehr staatliche Maßnahmen gegen Ransomware in Europa und den USA
In einem aktuellen Artikel zum Thema auf „ZEIT ONLINE“ wird berichtet, dass „mindestens 100 deutsche Ämter, Regierungsstellen, landeseigene Kliniken, Stadtverwaltungen und Gerichte […] in den vergangenen sechs Jahren von Ransomware-Banden attackiert worden“ sind.
Mit seinem Plädoyer für mehr staatliche Maßnahmen gegen Ransomware steht dieser Artikel offensichtlich nicht allein: Selbst jenseits des Atlantiks fordern Politiker staatliches Vorgehen gegen diese Form der Cyber-Kriminalität. So lägen in vier US-Staaten Gesetzesvorschläge vor, welche Lösegeldzahlungen bei erfolgreichen Ransomware-Attacken verbieten sollen, um Cyber-Kriminellen den Anreiz zu nehmen.
Zahlung des Lösegelds nicht der teuerste Aspekt eines Ransomware-Angriffs
Entsprechend werde diese Herangehensweise nach der Devise „Kein Entgegenkommen für Erpresser“ in den USA bereits kontrovers diskutiert. „Und auch bei uns wird dieses Thema sicher über kurz oder lang auf die Tagesordnung gelangen. Auch den ,Law- & Order‘-Hardlinern hierzulande wird dieses Vorgehen sicher nicht unsympathisch erscheinen.“
Dem stünden allerdings Überlegungen gegenüber, welche einen besseren Schutz gegen Attacken und eine Verfolgung der Kriminellen, nicht der Opfer, in den Mittelpunkt rückten. „Die Entscheidung, Lösegeld zu bezahlen oder nicht, ist extrem schwierig für ein Unternehmen. Im Gegensatz zu dem, was viele glauben mögen, ist die Zahlung des Lösegelds nicht der teuerste Aspekt eines Angriffs und sicherlich nicht das Ende der Attacke für angegriffene Unternehmen“, kommentiert Adam Kujawa, Direktor des Malwarebytes Labs. Es gebe hierbei viele größere Probleme, die berücksichtigt werden müssten, einschließlich der Frage, „wie man diese Angriffe von vornherein verhindern und wie man gegen die Akteure selbst vorgehen kann“.
Effektivere Strategie gegen Ransomware: Jeder teils seine Angriffsdaten mit
Kujawa gibt zu bedenken: „Ein völliges Verbot von Lösegeldzahlungen würde bedeuten, dass viele Unternehmen, die versucht sind, das Lösegeld zu zahlen, mit geringerer Wahrscheinlichkeit den Angriff offenlegen, was sowohl unser Verständnis der neuesten Ransomware-Bedrohungen beeinträchtigen als auch die Kunden der betroffenen Unternehmen im Dunkeln lassen würde.“
Eine bessere Alternative sei es, Unternehmen zu verpflichten, Ransomware-Angriffe an eine zentrale Behörde zu melden. Kujawa betont abschließend: „Wir haben deutlich gesehen, dass eine effektivere Strategie gegen Ransomware darin besteht, dass jeder seine Angriffsdaten teilt und diese Informationen nutzt, um Ermittlungsdienste in die Lage zu versetzen, die Kriminellen zu verfolgen, nicht die Opfer.“
Weitere Informationen zum Thema:
THE WALL STREET JOURNAL, Aruna Viswanatha / Dustin Volz, 04.06.2021
FBI Director Compares Ransomware Challenge to 9/11 / Christopher Wray points to Russian hackers, calls for coordinated fight across U.S. society
Bundeskriminalamt, 10.05.2021
Bundeslagebild Cybercrime 2020
datensicherheit.de, 15.06.2021
Sol Oriens: Ransomware-Hacker attackierten Nuklear-Firma in den USA / Hacker-Gruppe „Revil“ soll auch für Ransomware-Angriff auf den Fleischkonzern JBS verantwortlich sein
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