Aktuelles, Branche - geschrieben von dp am Freitag, November 29, 2024 19:08 - noch keine Kommentare
NIS-2: EU leitet Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland ein
Inzwischen ist mit einer NIS-2-Umsetzung nicht vor Herbst 2025 zu rechnen
[datensicherheit.de, 29.11.2024] Laut einer Meldung von „heise online“ hat die EU wegen der bisher nicht erfolgten Umsetzung der NIS-2-Richtlinie sowie der Richtlinie über die Resilienz Kritischer Infrastrukturen ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland eingeleitet. „Angesichts der Verzögerungen im Gesetzgebungsprozess in den vergangenen Jahren kommt das nicht wirklich überraschend – ist doch inzwischen mit einer NIS-2-Umsetzung nicht vor Herbst nächsten Jahres zu rechnen“, kommentiert Dirk Arendt, „Director Government & Public Sector DACH“ bei Trend Micro. Er führt hierzu aus: „Unabhängig von den nun einsetzenden – und ebenfalls erwartbaren – parteipolitischen Fingerzeigen halte ich die aktuelle Lage für äußerst bedenklich, sendet sie noch verheerende Signale nach innen wie nach außen.“
Dirk Arendt fordert Planungssicherheit, um Investitionen in NIS-2-Konformität zielgerichtet einzusetzen
Die NIS-2-Richtlinie wird große Teile der deutschen Wirtschaft betreffen
Die deutsche Wirtschaft befinde sich in einer tiefen Krise. Um diese erfolgreich zu überwinden, bedürfe es einer umfassenden Transformation und zukunftsfähiger Aufstellung. „Digitale Technologien sind dafür der Schlüssel zum Erfolg!“, betont Arendt und gibt zu bedenken: „Gleichzeitig stehen gerade diese Technologien immer stärker im Fokus von Cyber-Angriffen, die eine wachsende Bedrohung für die gesamte deutsche Wirtschaft darstellen.“ Die bitkom-Studie zum Wirtschaftsschutz spreche eine klare Sprache:
„Die Zahl der digitalen Angriffe auf Unternehmen hierzulande stieg auch 2024 erneut an. 74 Prozent von ihnen waren von Datendiebstahl betroffen.“ Der jährliche Gesamtschaden durch Cybercrime betrage 178,6 Milliarden Euro. Die Unternehmen hätten das erkannt und seien bereit, verstärkt in Cyber-Sicherheit zu investieren, so die Studie weiter. Doch benötigten sie Planungssicherheit, um diese Investitionen zielgerichtet einzusetzen – immerhin werde die NIS-2-Richtlinie große Teile der deutschen Wirtschaft betreffen (voraussichtlich etwa 30.000 Unternehmen).
NIS-2 zeigt auch, wie wichtig Cyber-Sicherheit für unser gesamtes Gemeinwesen ist
Der Umfang dieser Regulierung zeige auch, wie wichtig Cyber-Sicherheit nicht mehr „nur“ für die Wirtschaft, sondern für unser gesamtes Gemeinwesen sei. Cyber-Angriffe auf sogenannte Kritische Infrastrukturen (bzw. „wichtige“ und „besonders wichtige“ Einrichtungen) seien geeignet, massive Störungen zu verursachen und das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit von Staat und Infrastruktur zu schädigen. Dabei handele es sich nicht nur um abstrakte Überlegungen:
„Deutschland und Europa stehen im Fokus hybrider Bedrohungen. Die Zeitenwende konsequent zu denken, bedeutet deshalb auch, eine effektivere Cyber-Sicherheitsarchitektur für Staat, Wirtschaft und Bevölkerung zu errichten.“ So sei es zu begrüßen, dass die EU gerade diesen Bereich verstärkt reguliere, um das Schutzniveau in der gesamten Union zu erhöhen. In diesen Zeiten müsse Europa wieder enger zusammenstehen – auch im Cyberspace.
Appell an zukünftige Bundesregierung, NIS-2 endlich den gebotenen Stellenwert einzuräumen
„Vermutlich ist es für die Verabschiedung der genannten Gesetze in dieser Legislaturperiode schon zu spät“, moniert Arendt. Bleibe nur der Appell an die zukünftige Bundesregierung, dem Thema endlich den Stellenwert einzuräumen, den es verdiene:
„Mit genügend Ressourcen, einer starken und effizienten Sicherheitsarchitektur und unter Berücksichtigung der vielen berechtigten Einwände und Vorschläge von Experten aus Wirtschaft und Verbänden.“ Laut Arendt ist es an der Zeit, den Weg zur „Cyber-Nation“ in einem starken Europa konsequent zu gehen.
Weitere Informationen zum Thema:
heise online, Stefan Krempl, 28.11.2024
EU leitet Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland wegen NIS2 ein / Die EU-Kommission hat Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet, weil es die NIS2-Richtlinie und andere Kritis-Vorgaben nicht umgesetzt hat
bitkom
Studie / Wirtschaftsschutz 2024
datensicherheit.de, 25.11.2024
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Unternehmen sollten NIS-2 ernst nehmen und schnell konforme Lösungen etablieren / Bisher offenbar nur etwa ein Drittel der ca. 30.000 betroffenen Unternehmen hierzulande auf NIS-2-Richtlinie vorbereitet
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