Aktuelles - geschrieben von am Mittwoch, November 10, 2010 17:48 - noch keine Kommentare

Neurostimulator-Behandlung von chronischem Tinnitus zeigt Erfolge

Bei 71 Prozent der Patienten nach drei Monaten eine Verbesserung des Tinnitus-Schweregrads um mindestens eine Stufe

[datensicherheit.de, 10.11.2010] Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich untersuchten zehn Monate lang die Wirkung des Neurostimulators bei Tinnitus. Die Ergebnisse: Bei 71 Prozent der Patienten erzielte die Behandlung mit dem Neurostimulator nach drei Monaten eine Verbesserung des Tinnitus-Schweregrads um mindestens eine Stufe. Ein nachhaltiger Erfolg würde sich jedoch erst nach einer längeren Therapie einstellen, wie eine freiwillige sechsmonatige Weiterbehandlung der Patienten zeigte. Außerdem konnten die Forscher theoretisch vorausgesagte Hirnstromveränderungen mithilfe des Neurostimulators nachweisen.
Die bei Tinnitus-Patienten krankhaft synchron feuernden Neuronen im Gehirn dauerhaft wieder in einen normalen Zustand zu versetzen – das ist die Aufgabe des Neurostimulators. Über einen Schallgenerator und einen speziellen Kopfhörer werden den Patienten mehrere Stunden pro Tag Stimulationssequenzen ins Ohr gespielt. Diese sind speziell auf ihren Tinnitus-Ton abgestimmt. Dadurch werden die krankhaft synchronen Nervenzellverbände desynchronisiert. Die Neuronen verlernen so ihre krankhafte Vernetzung und verlieren ihre Fähigkeit zur Synchronisation. Insgesamt 61 Patienten behandelte das Forschungszentrum Jülich vom Juni 2009 bis Juli 2010 mit dem Neurostimulator. Die erste Therapiephase dauerte zwölf Wochen. Danach wurde die Behandlung für vier Wochen pausiert, um Nachwirkungen zu untersuchen. Alle Studienteilnehmer unterzogen sich im Anschluss freiwillig einer sechs Monate langen Weiterbehandlung. Der Behandlungserfolg wurde vor allem anhand der Änderungen der subjektiven Tinnitus-Lautheit und -Belästigung sowie des Tinnitus-Schweregrades und durch Messungen der Hirnströme im EEG untersucht. Bereits nach zwölf Wochen Therapie reduzierte sich die wahrgenommene Tinnitus-Lautstärke um 51 Prozent – bei einer Behandlung von vier bis sechs Stunden pro Tag; die subjektive Belästigung nahm um 48 Prozent ab. Diese Effekte waren auch in der Therapiepause noch statistisch signifikant messbar, schwächten sich aber wieder ab. Das bedeutet, dass für eine maximale Therapiewirkung eine längere Behandlung notwendig ist. Die angeschlossene freiwillige Weiterbehandlung konnte das bestätigen: Der Prozentsatz aller Studienteilnehmer mit dem Tinnitus-Schweregrad „leicht“ wurde in dieser Zeit im Vergleich zum Studienbeginn mehr als verdoppelt. Dauerhafte Nebenwirkungen traten nicht auf.



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