Aktuelles, Experten, Studien, Umfragen - geschrieben von am Mittwoch, August 14, 2019 16:05 - noch keine Kommentare

Nährwertkennzeichnung: Große Mehrheit für Nutri-Score-Ampel

foodwatch meldet, dass laut repräsentativer Forsa-Umfrage 69 Prozent der Deutschen dieses Modell als Nährwertkennzeichnung befürworten

[datensicherheit.de, 14.08.2019] foodwatch meldet, dass laut einer aktuellen repräsentative Forsa-Umfrage 69 Prozent der Deutschen die „Nutri-Score-Ampel“ als Nährwertkennzeichnung befürworten – vor allem Menschen mit geringerer Bildung und mit starkem Übergewicht sprechen sich demnach für die Farbkennzeichnung aus.

forsa-Umfrage: Mehr als zwei Drittel der Befragten bevorzugen Nutri-Score-Ampel

Abbildung: foodwatch

forsa-Umfrage: Mehr als zwei Drittel der Befragten bevorzugen Nutri-Score-Ampel

Nutri-Score vs. Wegweiser Ernährung: 69% zu 25%

Die Mehrheit der in Deutschland Befragten spreche sich für eine Kennzeichnung von Lebensmitteln mit der Nährwertampel „Nutri-Score“ aus – das sei das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag mehrerer medizinisch-wissenschaftlicher Organisationen und der Verbraucherorganisation foodwatch.
69 Prozent der befragten Personen bevorzugten „Nutri-Score“ gegenüber dem von Bundesernährungsministerin Julia Klöckner in Auftrag gegebenen Kennzeichnungsmodell „Wegweiser Ernährung“ – dieses sei beim Großteil der Verbraucher durchgefallen: Nur 25 Prozent hätten sich für das Modell „Wegweiser Ernährung“ ausgesprochen. So habe es die Mehrheit der Befragten im Vergleich eher als „kompliziert“ und „verwirrend“ beurteilt. Die auftraggebenden Organisationen forderten daher Ernährungsministerin Klöckner auf, „im Kampf gegen Fehlernährung keine Zeit mehr zu verlieren und schnellstmöglich den ,Nutri-Score‘ einzuführen“.

Nutri-Score zuvor in über 35 wissenschaftlichen Studien Wirksamkeit bewiesen

„Die Umfrage zeigt: Die deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher wollen den ,Nutri-Score‘. Diese Nährwert-Ampel hat zuvor in über 35 wissenschaftlichen Studien ihre Wirksamkeit bewiesen“, berichtet Barbara Bitzer, Sprecherin des Wissenschaftsbündnisses DANK und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft. „Wir erwarten, dass Bundesernährungsministerin Julia Klöckner den ,Nutri-Score‘ schnellstmöglich einführt. Ein Label, das die Mehrheit der Menschen als verwirrend empfindet, ist wissenschaftlich nicht akzeptabel“, so ihre Forderung.
Das Forsa-Institut hatte nach Angaben der Auftraggeber 1.003 repräsentativ ausgewählten Verbraucher online beispielhaft Lebensmittel gezeigt, die mit den beiden Nährwertmodellen gekennzeichnet waren. „Im Anschluss sollten die Teilnehmenden im direkten Vergleich beispielsweise bewerten, welches Modell verständlicher ist und die Wahl gesunder Lebensmittel eher erleichtert.“ In der Umfrage hätten sich vor allem jene besonders stark von Fehlernährung betroffenen Bevölkerungsgruppen für den ,Nutri-Score‘ ausgesprochen. Die Befragten mit geringem formalem Bildungsgrad und jene mit starkem Übergewicht bevorzugten jeweils zu drei Vierteln den „Nutri-Score“. Beide Gruppen bewerteten diesen auch häufiger als hilfreicher bei der Auswahl gesunder Produkte. Den „Wegweiser Ernährung“ hingegen habe ein besonders großer Anteil der Personen mit starkem Übergewicht „als das kompliziertere Label“ empfinden.

Nutri-Score soll helfen, Kinder vor Übergewicht zu bewahren

„Das neue Kennzeichnungssystem muss gerade für die besonders von Fehlernährung und Übergewicht betroffenen Bevölkerungsgruppen verständlich sein“, betont Prof. Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. „Wenn Eltern einen geringen Bildungsstand haben oder übergewichtig sind, dann haben ihre Kinder ein deutlich erhöhtes Risiko, auch dick zu werden. Der ,Nutri-Score‘ erreicht diese Bevölkerungsgruppen offenbar gut und kann deshalb wirksam helfen, Kinder vor Übergewicht zu schützen.“
Die Umfrage habe auch erfasst, wie wichtig den Verbrauchern bestimmte Eigenschaften bei einer Kennzeichnung sind: Ein Label müsse demnach vor allem „eindeutig“ sein (72 Prozent hielten dies für „sehr wichtig“), „leicht verständlich“ (70 Prozent) und „unkompliziert“ (61 Prozent). Genau diese Eigenschaften sähen die Befragten vor allem beim „Nutri-Score“ gegeben. Detaillierte Informationen auf der Vorderseite der Verpackung wie beim „Wegweiser Ernährung“ seien den Menschen hingegen deutlich weniger wichtig (35 Prozent).

Nutri-Score kann schnelle, verständliche Orientierung beim Einkauf bieten

„Die Umfrage zeigt klar, dass der ,Nutri-Score‘ genau das liefert, was die Menschen erwarten – eine schnelle, verständliche Orientierung beim Einkauf“, so Prof. Dr. Hans Hauner, Vorsitzender der Deutschen Diabetes Stiftung und Beiratsmitglied der Deutschen Adipositas-Gesellschaft. „Die Politik muss diese wirksame Maßnahme für eine gesündere Ernährung endlich umsetzen.“
Ärzteverbände, medizinische Fachgesellschaften und Verbraucherorganisationen forderten schon seit Langem verbindliche Maßnahmen gegen Fehlernährung und Übergewicht – eine verständliche Nährwertkennzeichnung in Ampelfarben sei dabei ein wichtiger Baustein. In Ermangelung einer verbindlichen EU-weiten Regelung hätten inzwischen mehrere Länder Ampelkennzeichnungen auf freiwilliger Basis eingeführt.

Bereits in Frankreich und Belgien wird Nutri-Score verwendet

Der von unabhängigen französischen Wissenschaftlern entwickelte „Nutri-Score“ werde bereits in Frankreich und Belgien verwendet – Spanien habe seine Einführung angekündigt und auch in Portugal, Luxemburg und der Schweiz werde über die Einführung diskutiert. Das Modell nehme eine Gesamtbewertung der Nährwertzusammensetzung eines Produktes vor, „indem es ernährungsphysiologisch günstige und ungünstige Nährwertbestandteile miteinander verrechnet und auf einer von grün nach rot abgestuften Farbskala einordnet“. Mit dem „Nutri-Score“ ließen sich so die Nährwerte verschiedener Lebensmittel wie Tiefkühlpizzen, Frühstücksflocken oder Fruchtjoghurts auf einen Blick vergleichen.
Den „Wegweiser Ernährung“ habe Bundesministerin Klöckner im Mai 2019 vorgelegt – das staatliche Max Rubner-Institut habee das Modell in ihrem Auftrag entwickelt. Anders als beim „Nutri-Score“ fehle bei diesem „Waben“-Modell eine Einordnung in Ampelfarben.

Weitere Informationen zum Thema:

forsa, 18.07.2019
Meinungen zu Kennzeichnungssystemen bei Lebensmitteln

datensicherheit.de, 11.04.2019
foodwatch: Neue Nährwertkennzeichnung der Industrie irreführend / Verbraucherorganisation fordert Ende des „Kennzeichnungs-Wirrwarrs“

datensicherheit.de, 21.01.2019
foodwatch fordert Engagement für Lebensmittelampel in Deutschland / Französisches Vorbild „Nutri-Score“ informiert in Ampelfarben über ausgewogene Produkte

datensicherheit.de, 23.08.2018
Vorbild Frankreich: Belgien führt Lebensmittelampel ein / „Nutriscore“-Modell soll gesunde Ernährung fördern



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