Aktuelles, Branche, Studien - geschrieben von am Dienstag, April 29, 2025 7:17 - noch keine Kommentare

KI verändert Datenschutz in Europa: Spannungsfeld zwischen Fortschritt und Risiko

heyData-Datenschutzexperten haben einen Blick auf Datenschutzverstöße europäischer Länder im Jahr 2024 geworfen

[datensicherheit.de, 29.04.2025] Eine aktuelle Studie von heyData zeigt auf, dass 2024 ein ambivalentes Jahr für den Datenschutz war – sowohl mit Lichtblicken als auch alarmierenden Rückschritten. heyData-Datenschutzexperten haben demnach einen Blick auf Datenschutzverstöße europäischer Länder im vergangenen Jahr geworfen: „Trotz verschärfter Regularien und verstärkter Bemühungen, auch im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI), offenbart die Analyse der Datenschutzverstoß-Statistiken einen alarmierenden Verschlechterung der Sicherheitsstandards. Nur vier der Länder mit den meisten gemeldeten Datenschutzverstößen konnten eine positive Entwicklung verzeichnen und ihre Fallzahlen reduzieren.“ Andere Staaten hingegen hätten deutliche Zuwächse – teilweise um bis zu 65 Prozent – zu verzeichnen.

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Abbildung: heyData

heyData-Analyse: Die 15 führenden Staaten mit Datenschutzverstößen (mit Angabe über die Zahl registrierter Datenschutzverstöße nach Land im Zeitraum 01/2024-01/2025 sowie Trend im Vergleich zu 2023)

Zwei Seiten der KI – Risiko und Chance für den Datenschutz

Ein entscheidender Faktor im aktuellen Datenschutzdiskurs ist laut heyData der zunehmende KI-Einsatz. Während KI-gestützte Systeme in der Lage sind, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und Datenschutzverletzungen automatisiert zu melden, birgt der unsachgemäße Einsatz selbst erhebliche Gefahren:

„KI kann sowohl als Schutzschild als auch als Einfallstor für Datenschutzverstöße fungieren“, erläutert Martin Bastius, Gründer und „Chief Legal Officer“ von heyData. Er führt aus: „Automatisierte Überwachungssysteme und Anomalie-Erkennung bieten neue Möglichkeiten zur Prävention – doch gleichzeitig entstehen neue Grauzonen bei der Datennutzung, die noch nicht ausreichend gesetzlich reguliert sind.“

Beispiel: Datenschutzpannen durch fehlerhafte KI-basierte Bewerber-Managementsysteme

In mehreren europäischen Unternehmen sei es 2024 zu Datenschutzpannen durch fehlerhafte KI-basierte Bewerber-Managementsysteme gekommen. „Diese Systeme hatten automatisch personenbezogene Daten wie Herkunft, Alter oder Gesundheitsstatus verarbeitet – teils ohne gültige Einwilligung.“

Diese Vorfälle zeigten deutlich: Der Einsatz von KI müsse durch klare, sektorübergreifende Leitlinien flankiert werden. „Die EU plant deshalb mit dem ,AI Act’ (KI-Gesetz) ein umfassendes Regelwerk, das Transparenzpflichten, Risikoklassifizierungen und Datenschutzkonformität für KI-Systeme verbindlich machen soll.“ Dieses Gesetz wird voraussichtlich ab 2026 gelten und dürfte tiefgreifende Auswirkungen auf den Umgang mit personenbezogenen Daten haben.

Fortschritte in Deutschland, doch Datenschutz-Herausforderungen auf hohem Niveau

In Deutschland zeichne sich eine positive Entwicklung im Bereich des Datenschutzes ab: „Die Zahl der registrierten Datenschutzverstöße konnte 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent reduziert werden.“ Diese Verbesserung deute darauf hin, dass verstärkte Bemühungen um Datenschutzmaßnahmen und „Compliance“ erste Erfolge zeigten.

Jedoch bleibe die Zahl der Verstöße mit insgesamt 27.829 registrierten Fällen alarmierend hoch. „Diese Statistik unterstreicht die fortwährende Notwendigkeit, Datenschutzpraktiken weiter zu verschärfen und die Einhaltung von Vorschriften konsequent zu überwachen.“

Mehr als 356 Datenschutzverstöße pro Tag registriert

„Im Jahr 2024 haben die 15 führenden Nationen Europas insgesamt mehr als 130.000 Datenschutzverstöße verzeichnet.“ Diese Zahl spiegele sowohl die anhaltenden Anstrengungen zur Verbesserung des Datenschutzes als auch die weiter bestehenden Herausforderungen wider.

  • „Die Niederlande stehen besonders im Fokus, mit einem sprunghaften Anstieg ihrer Verstöße um 65 Prozent auf insgesamt 33.471 Fälle.
  • Spanien (+47%, 2.989 Vorfälle) und Italien (+42%, 2.400 Vorfälle) verzeichnen ebenfalls signifikante Steigerungen registrierter Verstöße.
  • In Österreich stiegen die Datenschutzverstöße um 21 Prozent auf 1.282 registrierte Fälle. Dieser Zuwachs könnte auf Defizite in der Implementierung von Datenschutzstrategien hinweisen, möglicherweise auch beeinflusst durch eine gesteigerte Meldedisziplin oder verschärfte regulatorische Vorgaben, die zu einer verbesserten Erfassung und Offenlegung von Datenpannen beitragen.“

Nur vier von 15 Staaten mit Datenschutz-Fortschritten

Neben Deutschland konnten laut der Analyse aus einer Gruppe von 15 europäischen Ländern nur Dänemark, Irland und Polen ihre Verstöße reduzieren. „Dänemark erzielte mit einem Rückgang von 41 Prozent die größten Verbesserungen, gefolgt von Irland (-17%) und Polen (-1%).“ Diese positiven Entwicklungen zeigten, „dass gezielte Maßnahmen zur Stärkung des Datenschutzes wirksam sind“.

  • Seit der Einführung der DSGVO im Jahr 2018 haben europäische Datenschutzbehörden Bußgelder in Höhe von insgesamt 5,9 Milliarden Euro verhängt. Irland führt die Liste mit 3,5 Milliarden Euro an – nicht zuletzt wegen der Rekordstrafe von 1,2 Milliarden Euro gegen META im Mai 2023 und der dort ansässigen Tech-Konzerne.

In Deutschland seien Bußgelder von insgesamt 89 Millionen Euro ausgesprochen worden, wobei die meisten Bußen unter 100.000 Euro gelegen und eine Vielzahl von Branchen betroffen hätten. Österreich habe Bußgelder von insgesamt 45 Millionen Euro verzeichnet, darunter eine markante Strafe von 9,5 Millionen Euro gegen die Österreichische Post AG.

Weitere Informationen zum Thema:

heyData
Datenschutzverstöße: Ein kritisches Jahr 2024

datensicherheit.de, 25.04.2025
Bitkom Consult kommentiert Koalitionsvertrag 2025: Neue Datenschutzreform soll Unternehmen stärken / Im Koalitionsvertrag verankerte Maßnahmen als einzigartige Chance, den eigenen Datenschutz als Wettbewerbsfaktor zu nutzen

datensicherheit.de, 21.04.2025
Schutz personenbezogener Daten: Bundesdatenschutzbeauftragte zu Gesprächen in Washington D.C. / Prof. Dr. Louisa Specht-Riemenschneider nimmt am „Global Privacy Summit“, der weltweit größten Konferenz im Bereich des Datenschutzes, teil

datensicherheit.de, 11.04.2025
Eine variable Größe: Wie die USA, China und die EU mit dem Datenschutz umgehen​ / Datenschutz ein wichtiger Indikator für das Werteverständnis eines Landes oder eines Staatenbundes

datensicherheit.de, 01.04.2025
Nur 4 Länder verbesserten sich 2024: Europas Datenschutz weiter im Krisenmodus / Analyse der Datenschutz-Verstoßstatistiken weist auf weitgehend alarmierenden Rückgang der Sicherheitsstandards hin



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