Aktuelles, Branche - geschrieben von dp am Montag, März 25, 2024 12:56 - noch keine Kommentare
Hacktivisten: Erfolgreiche DDoS-Attacken stärken Fan-Basis im CyberSpace
Zunahme des Hacktivismus im Namen von Ideologien und politischen Zielen
[datensicherheit.de, 25.03.2024] Zu Abwehrmaßnahmen gegen sogenannte Hacktivisten nimmt Thomas Boele, „Regional Director Sales Engineering, CER / DACH“ bei Check Point Software Technologies, Stellung: „Aktuell lässt sich eine Zunahme des Hacktivismus, d.h. von Hacking-Angriffen im Namen von Ideologien und politischen Zielen feststellen.“ Diese wollen demnach Aufmerksamkeit erregen und Symbole, Personen und Institutionen stören. Boele warnt: „Die Websites und verbundenen bürgernahen Services staatlicher Einrichtungen bieten eine großzügige Angriffsfläche.“ Die meisten dieser Aktivitäten gehen aktuell demnach von den Gruppen „NoName057(16)“ und „Anonymous Sudan“ aus, denen Zehntausende auf „Telegram“ folgten. Mit jedem angeblich erfolgreichen Angriff nehme die Zahl weiter zu. Er berichtet: „In den letzten Wochen und Monaten kam es häufig zu Angriffen mit dem Ziel, das Vertrauen in die jeweiligen Regierungen zu untergraben. Neben staatlichen Organisationen werden jedoch auch Unternehmen ins Visier genommen, darunter Banken oder populäre Services wie ,ChatGPT’. Ähnliche Angriffe erleben wir fast jeden Tag auf der ganzen Welt.“
Hacktivisten zeigen ihre Macht – sie stiften Chaos, schüchtern ein und richten Schaden an
„Hacktivistische“ Gruppen wollten Chaos stiften, einschüchtern und ihre Macht demonstrieren – und auch Schaden anrichten. „Wenn eine Website nicht funktioniert, ist das ein Problem, die Anwender können nicht auf Informationen und Dienste zugreifen, die Kosten steigen und die Auswirkungen auf den Ruf der Organisation sind ebenfalls schwerwiegend. Aber in erster Linie geht es den Angreifern einfach um die Aufmerksamkeit der Medien. Ein DDoS-Angriff ist oft erfolgreich, sei es für Minuten oder Stunden, wenn er ausreichend unterstützt wird und das ist genau das, worauf diese Hacker-Gruppen aus sind“, so Boele.
Letztlich gebe es gefährlichere Angriffsformen, welche aber viel Zeit und Vorbereitung erforderten und auch teurer seien. Der DDoS-Angriff selbst diene nicht dem Datendiebstahl oder anderen Spionagetätigkeiten, sondern überlaste nur ausgewählte Dienste oder Websites. Gleichzeitig könne er aber auch ein Täuschungsmanöver sein, um von anderen, weitaus schwerwiegenderen Angriffen abzulenken.
Hacktivisten greifen über das Darknet auf Botnetze zurück
Hacktivisten-Gruppen griffen über einschlägig bekannte Dienste im Darknet auf – aus Millionen von Computern und anderen Geräten bestehenden – Botnetze zurück. Darüber hinaus hätten Gruppen wie „NoName057(16)“ auf ihren „Telegram“-Konten über bevorstehende Angriffe gepostet und Fans ermutigt, sich den Angriffen anzuschließen und sich ebenfalls an den Operationen zu beteiligen. „NoName057(16)“ habe sogar ein DDoS-Angriffs-Baukasten namens „DDoSia“ initiiert, welcher die an Angriffen Interessierten zusammenbringe und die aktivsten Mitwirkenden mit lukrativen finanziellen Prämien belohne.
Die Zunahme der Angriffe hänge auch mit dem Phänomen der Cyber-Kriminalität als Dienstleistung zusammen. Die größten Hacktivisten-Gruppen vermieteten ihre Botnetze. „,Anonymous Sudan’ beispielsweise rühmt sich, dass das ,InfraShutdown’-Botnetz in der Lage ist, die Dienste großer multinationaler Unternehmen lahm zu legen“, erläutert Boele. Außerdem gebe es traditionelle Marketingaktionen, Rabatte und VIP-Dienste: „Kürzlich gab es beispielsweise eine Sonderaktion für 500 US-Dollar pro Stunde und die Möglichkeit, das ,InfraShutdown’-Botnet für Angriffe auf Internetanbieter zu nutzen. Ein anderes Botnet, ,Godzilla’, kann wiederum für eine Woche für 500 US-Dollar oder einen Monat für 2.500 US-Dollar gemietet werden.“
Ähnliche Angriffe mit der Macht großer Gruppen könnten mithin leider auch von Amateuren ohne technische Kenntnisse durchgeführt werden. Boele unterstreicht die Bedrohungslage: „In ähnlicher Weise kann praktisch jede andere Bedrohung und Art von Angriff gekauft werden. Und Cyber-Kriminelle können dann ihre anderen Aktivitäten finanzieren, einschließlich Hacktivisten-Angriffe.“ Es gebe defacto keine Möglichkeit, eine Hacktivisten-Gruppe daran zu hindern, mit Hilfe eines Botnetzes und einer Schar von Anhängern ihre ganze Kraft auf ein bestimmtes Ziel zu richten.
Unternehmen und Behörden müssen sich der Hacktivisten-Bedrohung bewusst sein und präventiv handeln
Boele betont abschließend: „Ganz gleich ob Unternehmen oder Behörde, es ist wichtig, dass sich die zuständigen IT-Sicherheitsverantwortlichen auf die Prävention und den Schutz vor jeder Art von Bedrohung im Bereich der Cyber-Sicherheit konzentrieren.“
Diese sollten verschiedene Szenarien entwickeln und klare Reaktionspläne für den Fall eines Angriffs vorhalten. Veraltete und nicht aktualisierte IT sei immer ein Problem. Dies gelte insbesondere für Kritische Infrastrukturen (KRITIS), aber auch für ausgefeilte Angriffe auf Webservices.
Auch veraltete Sicherheitstechnologien könnten ein Problem darstellen. „Zentralisierung und Konsolidierung können Abhilfe schaffen, ebenso wie die Notwendigkeit, Systeme zu segmentieren und zu differenzieren“, rät Boele.
Weitere Informationen zum Thema:
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