Aktuelles, Experten, Studien - geschrieben von dp am Montag, Januar 21, 2019 21:54 - noch keine Kommentare
foodwatch fordert Engagement für Lebensmittelampel in Deutschland
Französisches Vorbild „Nutri-Score“ informiert in Ampelfarben über ausgewogene Produkte
[datensicherheit.de, 21.01.2019] foodwatch hat nach eigenen Angaben Bundesernährungsministerin Julia Klöckner aufgefordert, sich umgehend für eine sogenannte Lebensmittelampel in Deutschland stark zu machen – Frankreich etwa zeige längst, wie eine verbraucherfreundliche Nährwert-Kennzeichnung aussehen könnte: Das dortige „Nutri-Score“-Modell mache es leicht, ausgewogene Produkte auf einen Blick zu erkennen.
Französische Nährwertampel als Vorbild
„Mit der französischen Nährwertampel können Verbraucherinnen und Verbraucher verarbeitete Lebensmittel wie Frühstücksflocken und Tiefkühlpizzen auf einen Blick miteinander vergleichen – was nachweislich zu einem gesünderen Kaufverhalten führt“, erläutert Luise Molling von foodwatch.
Die Verbraucherorganisation fordert Bundesernährungsministerin Klöckner zum Handeln auf: „Die Lösung für Frau Klöckners Beteuerungen, die gesunde Wahl zur einfachen Wahl machen zu wollen, liegt mit dem ,Nutri-Score‘ längst auf dem Tisch.“
Für eine verpflichtende europaweite Ampelkennzeichnung
In Deutschland hätten die Hersteller Iglo und Danone bereits angekündigt, ihre Produkte ab 2019 schrittweise mit dem „Nutri-Score“ zu kennzeichnen. Die Bundesernährungsministerin müsse nun dafür sorgen, dass auch andere Hersteller nachziehen – nur dann könnten Verbraucher verschiedene Produkte schnell miteinander vergleichen. Die Verbraucherorganisation fordert Klöckner zudem auf, sich auf europäischer Ebene für eine verpflichtende europaweite Ampelkennzeichnung stark zu machen.
Klöckner sei indes gegenüber einer Lebensmittelampel skeptisch. Zunächst müsse man wissenschaftlich analysieren, welches Kennzeichnungsmodell am sinnvollsten sei, habe sie im „ZDF-Morgenmagazin“ geäußert. foodwatch verweist hingegen auf eine bereits durchgeführte Studie der französischen Regierung: Diese habe ergeben, dass Verbraucher mit dem „Nutri-Score“ gesünder einkauften. Eine internationale Studie habe zudem gezeigt, dass das Modell am besten geeignet sei, um die Nährwertqualität von Produkten beurteilen zu können.
Mehr als 2.000 Ärzte haben Bundesregierung zum Handeln aufgefordert
Ärzteverbände, Krankenkassen und Verbraucherorganisationen forderten schon lange wirksame Maßnahmen gegen Fehlernährung und Übergewicht, wie eine verbraucherfreundliche Nährwertkennzeichnung in Ampelfarben, eine Beschränkung der Lebensmittelwerbung an Kinder sowie eine Herstellerabgabe auf gesüßte Getränke.
2018 hätten mehr als 2.000 Ärzte die Bundesregierung zum Handeln aufgefordert. Gegen diese Maßnahmen wehre sich die Lebensmittelindustrie „vehement“. Auch auf den „massiven Lobbydruck“ hin sei im Jahr 2010 die Einführung einer europaweiten Lebensmittelampel gescheitert.
Auch Belgien und Spanien wollen „Nutri-Score“ einführen
In Ermangelung einer verbindlichen europäischen Regelung hätten mehrere Länder Ampelkennzeichnungen auf freiwilliger Basis eingeführt. Das französische Modell „Nutri-Score“ finde dabei gegenwärtig immer mehr Unterstützer. 2018 von der französischen Regierung eingeführt und bereits von 90 Unternehmen übernommen, hätten inzwischen auch Belgien und Spanien angekündigt, die „Nutri-Score“-Ampelkennzeichnung einzuführen. Das Modell sei von Wissenschaftlern entwickelt worden und nehme eine Gesamtbewertung des Nährwertprofils eines Produktes vor, indem günstige und ungünstige Nährwertbestandteile mit Punkten bewertet und dann miteinander verrechnet würden.
Seit Ende 2016 gelte zwar für alle verpackten Lebensmittel in der EU eine Pflicht zur Kennzeichnung der Nährwerte Fett, gesättigte Fette, Kohlenhydrate, Zucker, Eiweiß und Salz. Diese Angaben dürften allerdings im Kleingedruckten auf der Rückseite der Verpackung erfolgen.
Weitere Informationen zum Thema:
foodwatch.org
NUTRI-SCORE
datensicherheit.de, 23.08.2018
Vorbild Frankreich: Belgien führt Lebensmittelampel ein / „Nutriscore“-Modell soll gesunde Ernährung fördern
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