Aktuelles, Branche - geschrieben von dp am Donnerstag, Dezember 5, 2024 12:29 - noch keine Kommentare
Finanzsektor: Digitalisierung und Cloud bieten idealen Nährboden für Cyber-Angriffe
Tiho Saric erörtert Cyber-Risiken des Finanzsektors im Rahmen der Digitalisierung und der oftmals damit einhergehenden Migration in die „Cloud“
[datensicherheit.de, 05.12.2024] Zwischen 2023 und 2024 sollen laut einer aktuellen Studie 79 Prozent der Finanzeinrichtungen weltweit mindestens einen Cyber-Angriff identifiziert haben (2023: 68%). Hierzulande berichtete die BaFin über 235 Meldungen schwerwiegender IT-Probleme im Jahr 2023 – fünf Prozent davon gingen auf die Kappe von Cyber-Angreifern. Tiho Saric, „Senior Sales Director“ von Gigamon, erörtert in seiner aktuellen Stellungnahme, „welchen Risiken sich der Finanzsektor im Rahmen der Digitalisierung und der oftmals damit einhergehenden Migration in die ,Cloud’ stellen muss“.
Tiho Saric warnt: Vor allem der laterale „Ost-West-Traffic“ ist ein beliebter Angriffsvektor für Cyber-Kriminelle!
Finanzsektor beliebtes Ziel für einzelne Cyber-Akteure, Gruppierungen sowie „Nation State“-Angreifer
Der Finanzsektor sei ein beliebtes Ziel für einzelne Cyber-Akteure, Gruppierungen sowie sogenannte Nation-State-Angreifer. Saric erläutert: „Grund dafür sind nicht nur all die sensiblen Informationen, mit denen Banken und Fintechs tagtäglich arbeiten, sondern auch die zunehmende Vernetzung der Branche.“
So habe die Mehrheit deutscher Verbraucher im letzten Jahr – 2023 – zwar noch immer die Barzahlung (51%) bevorzugt, kontakt- und bargeldlose Transaktionen hätten allerdings zugenommen. „In 27 Prozent der Bezahlvorgänge nutzen sie Debit; mobiles Bezahlen verdreifacht sich auf sechs Prozent.“
Obwohl unter anderem das BSI und die BaFin neue Standards und Richtlinien zum Schutz der Informationssysteme herausgäben, bleibe die systemische Vernetzung des Finanzsektors eine Herausforderung. Dies zeigten die jüngsten Angriffe auf Branchenvertreter wie die Postbank und Deutsche Bank oder DG Immobilien Management (Immobilientochter der DZ-Bank).
Über den „Seiteneingang“: Cyber-Kriminelle schleichen sich ein
Saric berichtet: „Diese Entwicklung wurde in den vergangenen Jahren vor allem durch den Erfolg von Fintechs befeuert, die von Grund auf digitaler denken und vornehmlich auf ,Cloud’-Infrastrukturen sowie SaaS-Banking-Lösungen setzen.“ Dies zwinge traditionelle Finanzeinrichtungen dazu, mitzuhalten und stärker in ihre Digitalisierung – einschließlich moderner Public-, Private-, Hybrid- und Multi-„Cloud“-Umgebungen – zu investieren. „Zwar bietet ihnen das unter anderem mehr Flexibilität und eine schnellere ,Time-to-Market’, gleichzeitig wächst dadurch aber auch das Sicherheitsrisiko.“
Vor allem der sogenannte laterale Ost-West-Traffic sei ein beliebter Angriffsvektor für Cyber-Kriminelle. „Dabei machen sie Schwachstellen in der Verteidigung ausfindig, verschaffen sich Zugang zu anfälligen ,Cloud’-Hosts und bewegen sich dann seitlich durch das Netzwerk von Host zu Host, um den besten Ort zu finden, wo sie sich unentdeckt einnisten können. Solche Orte werden auch als ,Blind Spots’ bezeichnet.“ Dort verharrten sie nicht selten monatelang, machten sich mit ihrer Umgebung vertraut und planten die beste Strategie für den eigentlichen Angriff.
Viele Unternehmen gingen davon aus, dass „Cloud“-Anbieter auf ihren Plattformen „bereits ausgiebig für Sicherheit vor solch ausgeklügelten Angriffstaktikten sorgen und implementieren die für ihren Schutz notwendigen Kontrollen und Tools nicht oder selten“. Aufgrund dessen hätten viele von ihnen „auf die harte Tour lernen“ müssen, dass ihnen ein beträchtlicher Teil der Verantwortung selbst obliege.
Klassische Cyber-Sicherheitslösungen des Finanzsektors reichen schon lange nicht mehr aus
Wie die meisten Unternehmen sähen sich auch die IT-Abteilungen von Finanzeinrichtungen einer IT-Landschaft gegenüber, welche immer weiterwachse und sich zunehmend verteile. „Folglich steigen die Komplexität sowie das Risiko der ,Blind Spots’, je mehr Daten und Anwendungen sich an verschiedenen Orten befinden.“
Die klassischen Sicherheitslösungen des Finanzsektors reichten für eine solche Umgebung schon lange nicht mehr aus. In den meisten Fällen seien sie veraltet – „und wurden ursprünglich für eine lokale Netzwerkumgebung entwickelt“. Außerdem führten sie oftmals nur MELT-Monitoring (metrik-, event-, log- und tracebasiert) durch. „Doch MELT sind manipulierbar, weshalb eine zweite ,Source of Truth’ unerlässlich ist. Hier kommt ,Deep Observabiltiy’, die bis zur Netzwerkebene reicht, ins Spiel und gemeinsam mit MELT ein sicheres Netzwerkpaket bildet.“ Denn Finanzeinrichtungen müssten insbesondere einen Weg finden, ihren „Ost-West-Traffic“ genauso wie den in „Nord-Süd-Richtung“ zu beobachten, zu analysieren und zu schützen.
Saric betont abschließend: „Nur wer seinen Netzwerkverkehr– sowohl innerhalb der lokalen als auch in der ,Cloud’-Umgebung – vollständig einsehen kann und dieses Wissen mit MELT-basierten Informationen anreichert, kann ,Blind Spots’ beseitigen. Ausgestattet mit fortschrittlichen Monitoring-Lösungen, die diese Sichtbarkeit bis hinunter auf Netzwerkebene gewährleisten, erreichen Finanzeinrichtungen ein hohes Sicherheitsniveau, das es ihnen erlaubt, auf eine digitale Zukunft mit der ,Cloud’ zuzusteuern.“
Weitere Informationen zum Thema:
FONDS professionell ONLINE, 11.07.2024
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