Aktuelles, Experten - geschrieben von dp am Freitag, November 1, 2024 20:21 - noch keine Kommentare
Festnahmen in Hessen und Rheinland-Pfalz: BKA meldet erneuten Schlag gegen Underground Economy im Internet
Laut BKA wurde Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge betrieben sowie Computersabotage mittels DDoS-Angriffen angeboten
[datensicherheit.de, 01.11.2024] Laut einer aktuellen Meldung des Bundeskriminalamts (BKA) wurden in einer international koordinierten Operation der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main mit dem Hessischen Landeskriminalamt (HLKA) und dem BKA wegen des Verdachts verschiedener Cybercrime-Straftaten am 31. Oktober 2024 Tag durch Beamte des HLKA zwei Haftbefehle vollstreckt und umfangreiche Beweismittel sichergestellt. „Den beiden Beschuldigten im Alter von 19 und 28 Jahren aus Darmstadt und dem Rhein-Lahn-Kreis wird vorgeworfen, verschiedene kriminelle Infrastrukturen im Internet bereitgestellt und administriert zu haben, die u.a. zum Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge sowie zur Computersabotage mittels sogenannter DDoS-Angriffe genutzt wurden.“
BKA: Insbesondere Kindern und Jugendliche durch Drogenhandel gefährdet
Gegen die Beschuldigten bestehe u.a. der Verdacht des gewerbs- und bandenmäßigen Betreibens einer kriminellen Handelsplattform im Internet gemäß § 127 des Strafgesetzbuchs (StGB). Die beiden Beschuldigten seien bereits dem Haftrichter vorgeführt worden, welcher den Vollzug der Untersuchungshaft angeordnet habe. Konkret werde den beiden Beschuldigten in dem Ermittlungsabschnitt des HLKA zur Last gelegt, als Administratoren der Online-Plattform „Flight RCS“ u.a. Betäubungsmittel in nicht geringer Menge angeboten und verkauft zu haben.
Bei „Flight RCS“ handelte es sich laut BKA um einen über das freie Internet („Clearweb“) zugänglichen Marktplatz für Designerdrogen und aus synthetischen Cannabinoiden bestehenden „Liquids“ – diese werden mittels „Vape Pens“ oder mit Mischungen aus Kräutern konsumiert, haben insbesondere bei Kindern und Jugendlichen an Beliebtheit gewonnen und führen häufig zu Intoxikationen und medizinischen Notfällen.
BKA übernahm Ermittlungen zur Online-Plattform für Stresser-Dienste
Zudem werde den beiden Beschuldigten in dem Ermittlungsabschnitt des BKA vorgeworfen, am Betrieb der Online-Plattform „Dstat.CC“ beteiligt gewesen zu sein. Hierbei habe es sich um eine zentrale Szeneplattform gehandelt, welche mit einer umfassenden Auflistung und Bewertung von sogenannten Stresser-Diensten das einfache und schnelle Durchführen von DDoS-Angriffen ermöglicht habe, um Websites oder andere webbasierte Dienste anzugreifen und deren Verfügbarkeit einzuschränken oder diese komplett reaktionsunfähig zu machen.
Mit dieser Plattform seien solche DDoS-Angriffe einem breiten Nutzerkreis, auch ohne eigene tiefergehende technische Fähigkeiten, zugänglich gemacht worden. „Die Nutzung von Stresser-Diensten zur Durchführung von DDoS-Angriffen wurde im Rahmen polizeilicher Ermittlungen zuletzt immer häufiger bekannt und auch von ,hacktivistischen’ Gruppierungen wie zum Beispiel ,Killnet’ genutzt.“ Die aktuellen Maßnahmen seien Teil der internationalen Operation „PowerOff“, in deren Rahmen eine Vielzahl internationaler Strafverfolgungsbehörden gegen solche „DDos-as-a-Service“-Dienste vorgingen.
Konzertierte Aktion des HLKA gemeinsam mit BKA und Polizei NRW
Insgesamt seien bei dieser konzertierten Aktion des HLKA gemeinsam mit dem BKA und der Polizei Nordrhein-Westfalen sieben Objekte durchsucht worden. „Diese befanden sich in Frankfurt am Main, Darmstadt, dem Rhein-Lahn-Kreis und dem Rheinisch-Bergischen-Kreis. Im Wege der internationalen Kooperation erfolgten Sicherstellungen und Unterstützungen in Frankreich, Griechenland, Island und den Vereinigten Staaten von Amerika.“
„Im Zuge dieser Maßnahmen wurden auch die IT-Infrastrukturen der kriminellen Plattformen sichergestellt.“ Die sichergestellten Daten seien Grundlage für weitere Ermittlungen gegen kriminelle Verkäufer und Nutzer dieser Plattformen. Die Maßnahmen seien ein weiterer Schlag gegen Akteure der „Underground Economy“ und demonstrierten die Wirksamkeit der internationalen Strafverfolgung im digitalen Raum. „Auf den beiden Webseiten wurden Sicherstellungsbanner veröffentlicht.“
ZIT, HLKA und BKA würdigen gemeinsamen Fahndungserfolg
„Der erneute Schlag gegen die ,Underground Economy’ im Internet zeigt, dass nicht nur im ,Darknet’ sondern auch im sogenannten Clearnet kriminelle Handelsplattformen existieren, auf denen verbotene Waren und Dienstleistungen angeboten werden“, erläutert der Leiter der ZIT, Oberstaatsanwalt Dr. Benjamin Krause, und würdigt den Ermittlungserfolg: „Der Schlag zeigt aber auch, dass die Strafverfolgungsbehörden in der Lage sind, die IT-Infrastruktur dieser Plattformen zu zerschlagen und die mutmaßlich dahinterstehenden Personen zu identifizieren und festzunehmen.“
„Die im Raum stehenden Vorwürfe gegen die Festgenommenen wiegen schwer. Ich freue mich daher sehr über diesen Ermittlungserfolg und den Einsatzverlauf. Das Ergebnis der Operation macht einmal mehr deutlich, dass im Internet keine Anonymität für Straftäter existiert“, kommentiert der Präsident des Hessischen Landeskriminalamtes, Andreas Röhrig. Vielmehr gelinge es Sicherheitsbehörden auch in hochkomplexen und länderübergreifenden Ermittlungsverfahren wie diesem, Tatverdächtige zu identifizieren.
Die BKA-Vizepräsidentin, Martina Link, betont abschließend: „Dieser Erfolg zeigt erneut, dass wir gemeinsam erfolgreich gegen solche Cyber-Kriminelle vorgehen können, indem wir Tatverdächtige und ihre Infrastruktur identifizieren und durch die Sicherstellung neue Ermittlungsansätze generieren.“ Auch im Cyberspace gelte: „Die Sicherheitsbehörden sind handlungsfähig!“
Weitere Informationen zum Thema:
datensicherheit.de, 19.09.2024
Cybercrime: BKA meldet erfolgreichen Schlag gegen Infrastruktur digitaler Geldwäscher der Underground Economy / BKA und ZIT konnten 47 in Deutschland gehostete cyber-kriminelle Exchange-Services abschalten
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