Aktuelles, Experten, Studien - geschrieben von am Montag, September 5, 2022 13:46 - noch keine Kommentare

eco-Studie zu Digitalen Identitäten: Datensicherheit für Deutsche oft das wichtigste Kriterium

eco-Vorstand plädiert, nationale Alleingänge zu vermeiden – Nutzerfreundlichkeit und offene Standards sollten im Mittelpunkt stehen

[datensicherheit.de, 05.09.2022] Laut einer aktuellen Stellungnahme vom eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. fordert eco-Vorstand Prof. Norbert Pohlmann: „Nationale Alleingänge vermeiden. Nutzerfreundlichkeit und offene Standards sollten im Mittelpunkt stehen, um Akzeptanz digitaler Identitäten und offenen Wettbewerb zu fördern.“ Eine aktuelle eco-Studie zeigt demnach, dass vielen Menschen verfügbaren digitalen Behördendienste zu kompliziert und zu unsicher sind – Bürger wünschten sich von Behörden mehr Online-Services (60%), besseres Nutzungserlebnis (76%) und Gewährleistungen für die Sicherheit (77%).

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Foto: eco e.V.

Prof. Norbert Pohlmann: Nutzerfreundlichkeit und offene Standards sollten im Mittelpunkt stehen, um Akzeptanz digitaler Identitäten und offenen Wettbewerb zu fördern!

eco sieht als wichtigen Grund für die Zurückhaltung das ausbaufähige Nutzungserlebnis

Ob zur digitalen Abgabe der Steuererklärung oder zur Online-Anmeldung eines Fahrzeugs: „Wer digitale Behördendienste nutzen möchte, muss sich online einloggen und identifizieren – beispielsweise auf Basis des eID-Verfahrens mit dem neuen elektronischen Personalausweis.“ Doch nur ein Drittel der Menschen in Deutschland nutze überhaupt solche digitalen Behördendienste, so ein Ergebnis der Studie „Security & digitale Identitäten in einer digitalisierten Welt“, von eco 2022 in Zusammenarbeit mit dem Analystenhaus techconsult erstellt.

Ein wichtiger Grund für die Zurückhaltung sei das ausbaufähige Nutzungserlebnis (User Experience), das viele Menschen (76%) mit behördlichen Online-Diensten verbinden würden. Insbesondere die mangelhafte Struktur und Auffindbarkeit der Online-Angebote halte viele zurück. „Mit einem ,funktioniert’ ist es nicht getan“, stellt Professor Pohlmann fest: „Die Menschen erwarten einen vergleichbaren Komfort und die einfache Bedienbarkeit, die sie aus ihren täglich genutzten kommerziellen Anwendungen gewöhnt sind – am Rechner genauso wie auf dem Smartphone.“

Vor allem für ältere Menschen stelle die Bedienbarkeit eine wichtige Anforderung dar. Während beispielsweise in der Altersklasse bis 49 Jahre etwas mehr als zwei Drittel die Bedienbarkeit als wichtigen Faktor erachteten, seien es bei Älteren um die 90 Prozent.

eco warnt: Viele Menschen bezweifeln Sicherheit der eigenen Daten

Ungeklärte Fragen hinsichtlich des Datenschutzes und der Datensicherheit spielten außerdem für 47 Prozent eine große Rolle, die gegen den Einsatz von sogenanntem E-Government-Diensten sprächen. Hierbei seien vor allem ältere Menschen tendenziell deutlich besorgter, als dies bei jüngeren der Fall sei. Für Unsicherheit sorge dabei der aktuelle Wildwuchs digitaler Identitäten: Ein Drittel der Bürger verwalte aktuell mehr als zehn verschiedene Benutzerkonten, um Internetdienste zu nutzen. Jeder Zehnte verfüge sogar über mehr als 20 Benutzerkonten.

Diese durch eine universelle Identität abzulösen, komme für die allermeisten (77%) erst bei Gewährleistung der Sicherheit dieser Identität infrage. „Hochsensible persönliche Daten preiszugeben, ist eine große Hürde für jeden Menschen“, unterstreicht Professor Pohlmann und führt aus: „Wenn diese beispielsweise durch Sicherheitslücken in die falschen Hände oder unberechtigt an die Öffentlichkeit gelangen, führt dies zu massiven Schäden und Vertrauensverlusten.“

Es sei grundsätzlich gut, dass die Bundesregierung das Thema digitale Identitäten in ihrer Digitalstrategie aufgreife und als Priorität benenne. Entsprechende Projekte müssten aber im Zusammenhang mit der geplanten EUid und der Evaluation der eIDAS-Verordnung in Brüssel gedacht werden, um nationale Alleingänge zu vermeiden. „Nutzerfreundlichkeit und offene Standards sollten dabei im Mittelpunkt stehen, um die Akzeptanz digitaler Identitäten und einen offenen Wettbewerb zu fördern“, betont Professor Pohlmann.

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Abbildung: eco / techconsult


eco-Studie
: Hürden für die Nutzung digitaler Identitäten

Laut eco grundsätzlich hohe Akzeptanz für digitale Behördendienste

Viele digitale Behördendienste würden die Menschen demnach gerne nutzen, wenn sie denn zur Verfügung stünden. Knapp 60 Prozent der Bürger seien mit der Anzahl der verfügbaren Dienste unzufrieden. Ganz oben auf der Wunschliste der Bürger seien die Ausstellung von Ausweisen und Pässen (53%), die An- oder Ummeldung des Wohnsitzes (53%) sowie Dienste zum Ausstellen von allgemeinen Dokumenten wie der Geburtsurkunde (50%) und die Kfz-Zulassung (50%). Aber auch nahezu alle anderen möglichen Dienste würden grundsätzlich hohe Akzeptanz genießen. Beispielsweise seien heute knapp ein Viertel der Bürger Briefwähler und forderten die Wahlunterlagen digital über das Portal ihrer Gemeinde an.

Die Öffentlichen Verwaltungen selbst böten primär Dienste zur Beantragung von staatlichen Leistungen gegenüber Unternehmen und Bürgern an (33%). Dahinter folgten Dienste für die Steuererklärung (25%) sowie die elektronische Ausstellung des Führerscheins (23%), die An- oder Ummeldung des Wohnsitzes (23%) die Anforderung von Wahlunterlagen (23%) und die Ausstellung allgemeiner Dokumente (23%).

Die Verfügbarkeit von Diensten solle in Zukunft noch stark ansteigen. So planten beispielsweise 27 Prozent der Kommunen, welche bisher noch keine digitalen Dienste für Bürger anböten, in Zukunft erste Angebote einzuführen. Hier eigneten sich insbesondere bereits in anderen Kommunen etablierte Dienste wie die Ausstellung von Ausweisen und Pässen oder die digitale An- oder Ummeldung des Wohnsitzes. Diese eco-Studie stehe vollständig zum Download zur Verfügung. Das Analystenhaus techconsult habe im Frühjahr 2022 zur Erstellung rund 300 Bürger, 170 Unternehmen und 40 Öffentliche Verwaltungen befragt.

Weitere Informationen zum Thema:

eco VERBAND DER INTERNETWIRTSCHAFT
Security & digitale Identitäten in einer digitalisierten Welt / Potenziale und Hürden bei der Nutzung digitaler Identitäten



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