Aktuelles, Branche - geschrieben von dp am Freitag, Februar 24, 2023 22:32 - noch keine Kommentare
DDoS-Attacken: Tipps zum Erkennen und Abwehren
Patrycja Schrenk erläutert, wie DDoS-Attacken erkannt werden können, und welche Möglichkeiten es zur Abwehr gibt
[datensicherheit.de, 24.02.2023] „Wenn Cyber-Kriminelle mit DDoS-Attacken Firmennetzwerke, Webseiten und ganze Online-Shops lahmlegen, kann das für die Betroffenen schnell zum wirtschaftlichen Fiasko werden, wenn der Shop oder die Firmen-Homepage über Stunden oder gar Tage hinweg nicht erreichbar ist“, warnt Patrycja Schrenk, Geschäftsführerin der PSW GROUP, in ihrer aktuellen Stellungnahme und gibt Tipps, wie DDoS-Attacken erkannt werden können und welche Möglichkeiten es gibt, solche Angriffe abzuwehren.
Patrycja Schrenk: DDoS-Attacken zielen auf Verzögerungen oder Komplettausfälle!
DDoS-Angriffe auf den ersten Blick nur schwer zu erkennen
Schrenk erläutert: „DDoS-Attacken haben im Gegensatz zu anderen Angriffen nicht das Ziel, ein System zu kompromittieren, sondern Verzögerungen oder Komplettausfälle herbeizuführen. Allerdings können diese Attacken in Kombination mit einem Hacking-Versuch auftreten und dienen dann als Ablenkungsmanöver.“ Das Problem sei: „DDoS-Angriffe sind auf den ersten Blick nur schwer zu erkennen.“ Denn sie ähnelten zunächst einer Flut legitimer Nutzeranfragen auf den Online-Shop oder auf die Website.
Es gebe jedoch Möglichkeiten, den künstlich erzeugten „Traffic“ eines Distributed-Denial-of-Service-Angriffs von dem organischen Datenverkehr zu unterscheiden: „Trotz Spoofing- und Distribution-Techniken gehen viele DDoS-Angriffe von einer begrenzten IP-Range, einem einzelnen Land oder einer Region aus – vielleicht von einer, die normalerweise nicht viel ,Traffic’ erzeugt.“ Ein weiteres, auffälliges Anzeichen für eine DDoS-Attacke sei es, wenn der gesamte Datenverkehr von demselben Client kommt – also zum Beispiel mit demselben Betriebssystem und Web-Browser. Normalen organischen „Traffic“ würde sich in diesem Punkt durch eine „natürliche Vielfalt“ der verwendeten Geräte auszeichnen. Auch wenn extrem hoher Datenverkehr nur auf einen einzigen Server, einen Netzwerkanschluss oder eine Webseite einstürzt, statt sich gleichmäßig über eine komplette Website zu verteilen, sei das ein Anhaltspunkt für einen DDoS-Angriff.
Bei DDoS-Angriff rasch und überlegt handeln!
„Tritt der ,Worst Case’ ein und Cyber-Kriminelle bombardieren den Webserver mit sinnlosen oder ungültigen Anfragen, bis er unter der Last zusammenbricht und eine Website nicht mehr erreichbar ist, ist es wichtig zu wissen, was zu tun ist und mit klarem Kopf die entsprechenden Schritte einzuleiten, um den Angriff abzuwehren“, unterstreicht Schrenk.
Konkret rät Schrenk: „Zunächst müssen umgehend Vorgesetzte oder die Sicherheitsexperten der IT-Abteilung informiert werden. Je schneller das geschieht, desto schneller können sie Gegenmaßnahmen einleiten.“ Dies setze allerdings voraus, dass Mitarbeiter durch Schulungen über die Anzeichen eines Angriffs informiert sind und wissen, wie sie sich zu verhalten haben.
Mehrstufige Reaktion auf DDoS-Attacken
Im nächsten Schritt gelte es, sensible Daten und deren Zugang zu sichern beziehungsweise diesen sofort zu blockieren, um es Angreifenden unmöglich zu machen, Daten aus dem Unternehmen zu stehlen oder zu beschädigen. „Im Anschluss müssen die betroffenen Systeme isoliert werden, um zu verhindern, dass Angreifende eventuell weitere Systeme infizieren und dort Schäden verursachen.“
Ist dies erfolgt, sollten Beweise für den Angriff gesammelt werden. Dabei sollten laut Schrenk so viele Daten wie möglich zusammengetragen werden. Dazu zählten Informationen über die Art des Angriffs – „handelt es sich beispielsweise um UDP-Flood, SYN-Flood oder HTTP-Flood?“ – über den Zeitpunkt des Angriffs und die IP-Adresse(n) des oder der Angreifer.
Erprobten Notfallplan auch für den Falle einer DDoS-Attacke vorhalten!
„Wir betonen immer wieder, wie wichtig es ist, einen Notfallplan zu haben und diesen auch zu befolgen. Das trifft auch im Falle einer DDoS-Attacke zu.“
Denn darin sei nicht nur festgehalten, welche Abteilungen oder Verantwortlichen in welcher Reihenfolge informiert werden müssten, sondern auch die zu ergreifenden Maßnahmen, welche zur Reduzierung der Auswirkungen eines Angriffs führten und mit denen das Netzwerk wieder in seinen Originalzustand versetzt werde.
DDoS-Attacken vergleichsweise einfach abzuwehren
Auch wenn es ohne Hilfsmittel schwierig sei, DDoS-Angriffe und den damit einhergehenden „Traffic“ von legitimen Anfragen zu unterscheiden, ließen sich diese Attacken vergleichsweise einfach abwehren. Denn Unternehmen müssten im Grunde genommen nur die benötigten Ressourcen und Kapazitäten schaffen, um die Masse an Anfragen verarbeiten zu können.
Dies gelinge durch Zuschaltung von Rechenleistung, beispielsweise durch „Cloud“-Dienste, so dass der Anstieg von Anfragen verarbeitet und reguliert werden kann. Zusätzlich ließen sich weitere, verschiedene Sicherheitsmaßnahmen integrieren und umsetzen. Ein wichtiger Ansatzpunkt dafür sei die Identifizierung der kritischen IP-Adressen der Anfragen sowie die Schließung bekannter Sicherheitslücken.
Vorbeugung und Gegenmaßnahmen zur Abwehr eines DDoS-Angriffs:
Überwachung von Ressourcen und Netzwerk
Ein intelligentes Überwachungssystem für das gesamte Unternehmensnetzwerk könne sicherstellen, „dass Ressourcen und Kapazitäten nicht überlasten oder die Leistung von Website und Anwendungen nicht beeinträchtigt werden“.
Implementierung von DDoS-Schutzmaßnahmen
Die regelmäßige Überprüfung und Optimierung der eigenen Schutzmaßnahmen gegen DDoS-Angriffe sollte obligatorisch sein. Dazu gehöre auch, neue Technologien oder Dienste zu implementieren, um das Netzwerk besser vor Angriffen zu schützen.
IP-Sperrlisten
Sperrlisten, auch „Blacklists“ genannt, ermöglichten es, IP-Adressen zu identifizieren und Datenpakete direkt zu verwerfen. „Diese Sicherheitsmaßnahme lässt sich manuell umsetzen oder durch dynamisch erzeugte Sperrlisten über die Firewall automatisieren“, so Schrenks Tipp.
Filterung über „Scrubbing Center“
Der gesamte Datenverkehr werde zunächst an ein sogenanntes Scrubbing-Center umgeleitet, dort bereinigt und es dann an den eigentlichen Server weitergeleitet. „Um auffällige Datenpakete herauszufiltern, können Grenzwerte für Datenmengen in einem bestimmten Zeitraum definiert werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass Proxys mitunter dazu führen, dass viele Clients mit derselben IP-Adresse beim Server registriert und möglicherweise unbegründet blockiert werden“, bemerkt Schrenk.
SYN-Cookies
SYN-Cookies nähmen Sicherheitslücken im TCP-Verbindungsaufbau ins Visier. „Kommt diese Sicherheitsmaßnahme zum Einsatz, werden Informationen über SYN-Pakete nicht mehr auf dem Server gespeichert, sondern als Crypto-Cookie an den Client gesendet. SYN-Flood-Angriffe beanspruchen zwar Rechenkapazität, belasten jedoch nicht den Speicher des Zielsystems“, informiert Schrenk.
Load-Balancing
Load-Balancing sei eine effektive Gegenmaßnahme gegen Überlastung, indem es die Lastenverteilung auf verschiedene Systeme – Hardware oder auch „Cloud“-Dienste – aufteile.
Weiterbildung
Die Schulung der Mitarbeiter trage maßgeblich zur Sicherheit bei. „Wenn Mitarbeitende Angriffe schneller erkennen und wissen, was zu tun ist, verkürzt das die Reaktionszeiten der IT-Abteilung oder IT-Sicherheitsbeauftragten enorm.“
Reporting über den Angriff
Nach einem Angriff sollten alle gesammelten Daten analysiert werden, um Schwachstellen zu identifizieren und zukünftige Angriffe zu verhindern. Idealerweise werde ein Bericht erstellt, um die Angriffssituation zu dokumentieren.
DDoS-Angriffe haben Einkehr in den Alltag gehalten
„DDoS-Angriffe haben ihren Weg in unseren Alltag gefunden. Jedoch hilft der technologische Fortschritt, sich weitgehend gegen solche Attacken zu schützen. ,Network Service Provider’ beispielsweise integrieren inzwischen Sicherheitssysteme in ihre Dienstleistungen, die DDoS-Angriffe erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten.“ Der IT-Dienstleister halte dann genügend Kapazitäten vor, um große Mengen an eingehendem Datenverkehr zu bewältigen.
Natürlich könne auch jedes Unternehmen diese Praxis selbst umsetzen und je nach Situation sein eigenes Netzwerk aufrüsten oder ein „Content Delivery Network“ (CDN) nutzen. „Auch CDNs verfügen in der Regel über eine große Gesamtkapazität, so dass viele DDoS-Angriffe abgewehrt werden können. Zudem lässt sich in vielen Fällen Angriffsverkehr filtern“, so Schrenk abschließend.
Weitere Informationen zum Thema:
PSW GROUP, Juliane Groß, 01.02.2023
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