Aktuelles - geschrieben von am Donnerstag, Mai 27, 2010 15:21 - ein Kommentar

Datenschutzfragen könnten Wettbewerb der Sozialen Netzwerke in Deutschland entscheiden

facebook vs. StudiVZ geht in eine neue Runde

[datensicherheit.de, 27.05.2010] In letzter Zeit ist facebook in den Medien vor allem mit Negativschlagzeilen aufgefallen und wird aufgrund der unzulässigen Datenrechtsbestimmungen mit Beanstandungen von Datenschützern und Politikern regelrecht bombardiert. Jetzt nutzen die VZ-Netzwerke diese labile Phase des internationalen Konkurrenten aus, indem sie mit neuen Funktionen und verbessertem Datenschutz durchstarten – und vielleicht erobern sie sich dadurch wieder Platz Eins in Deutschland zurück:
Erst am jüngst am 24. Mai 2010 wurde ein neuer Skandal publik – das facebook-Account des US-amerikanischen Unternehmers Jim Breyer, der selbst Mitglied im Aufsichtsrat von facebook ist, wurde zum Versand von Spam-Nachrichten missbraucht. Derartig peinliche Datenpannen haben die Verantwortlichen nun unter Druck dazu getrieben, neue Sicherheitsfunktionen zu entwickeln. Diese klingen einsichtig, werden aber wohl nur wenig an der ohnehin löchrigen Privatsphäre als facebook-Nutzer ändern.
Als neue Funktion wurde den facebook-Nutzern die Registrierung des Computers und des Handys empfohlen. Was anfangs als weitere Daten-Ausbeute klingen mag, soll den angemeldeten Nutzern stattdessen unverzüglich per SMS oder E-Mail darüber informieren, wenn jemand versucht, von einem anderen PC aus Zugang zum jeweiligen Account zu erlangen. Zudem sollen Sicherheitsfragen eingebaut werden (wie etwa das Geburtsdatum), wenn die Anmeldung in den Account über einen fremden PC erfolgt. Ob es funktioniert oder nicht, bleibt noch unklar, allerdings wird Identitätsdieben dadurch zumindest die Arbeit ein bisschen erschwert. Im Zeitraum von März 2009 bis März 2010 konnte facebook ein Wachstum um 200 Prozent deklarieren. In Deutschland brachte das international erfolgreiche Netzwerk damit StudiVZ, SchülerVZ und MeinVZ um Rang Eins. Die VZ-Netzwerke nehmen jetzt erneut den Kampf gegen facebook auf und sind ihm derzeit vielleicht ohnehin einen Schritt voraus.
StudiVZ galt im Vergleich zu den zahlreichen kleinen Gimmicks, Quiz- und Online-Spielen bei facebook sowie der fehlenden Kommentierung von News-Artikeln und YouTube-Videos als langweilig und zurückgeblieben. Jetzt positioniert sich StudiVZ mit inzwischen 63 Apps neu und dokumentiert ähnlich wie facebook alle Aktionen von befreundeten Nutzern. Auf der Startseite wird angezeigt, wer neue Fotos hochgeladen hat, wer an welcher Veranstaltung teilnimmt und wer sich eine neue App heruntergeladen hat. Undokumentiert bleibt nichts und Startseiten von Sozialen Netzwerken wirken inzwischen wie ein Schaukasten] bzw. erinnern an Whiteboards und Flipcharts. Der Statusmeldung bei twitter und facebook entspricht die „Buschfunk-Funktion“ bei StudiVZ – Nutzer können Freunde darüber informieren, wo sie sich gerade aufhalten und diese Meldung auch von unterwegs per SMS posten.
Also alles nur eine facebook-Nachmache? Auf den ersten Blick ja, auf den zweiten Blick aber mit besseren Datenschutzfunktionen als der internationale Konkurrent. „Bei uns wird sehr auf den Schutz der eigenen Daten und Privatsphäre geachtet“, behauptet Axel Tölke von den VZ-Netzwerken. Für jede App kann ein VZ-User beispielsweise eine Visitenkarte anlegen, in der er klar festlegt, welche persönlichen Daten an die App-Betreiber weitergegeben werden und welche nicht. Tölke: „Bei einer App, über die ich mich mit Freunden austausche, macht es vielleicht Sinn, meine Handynummer anzugeben – bei einem Spiel aber nicht!“ facebook hingegen ist für App-Hersteller eine echte Fundgrube, da sie offen Zugang auf die gesamten eingetragenen Daten des jeweiligen Nutzers bieten, der sich deren App heruntergeladen hat. Zudem verspricht StudiVZ im Gegensatz zu facebook mehr Sicherheit beim Einbetten von Videos – auf SchülerVZ seien grundsätzlich nur Clips mit Altersfreigabe zugänglich, Erwachsene hingegen können nur autorisierte Videoplattformen an Freunde weiterempfehlen, um rechtsradikale und pornografische Videos zu unterbinden. Die Kampfansage von Seiten der VZ-Netzwerke gegen facebook scheint zu funktionieren – und StudiVZ könnte dadurch schon bald der Sprung zurück auf Platz Eins in Deutschland gelingen.



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