Aktuelles, Branche - geschrieben von dp am Sonntag, Januar 17, 2021 20:33 - noch keine Kommentare
DarkMarket abgeschaltet: Reaktionen im Darknet
Deutschen und internationalen Ermittlern gelang Schlag gegen Cyber-Kriminalität im Darknet
[datensicherheit.de, 17.01.2021] Mit dem Aus für die illegale Webplattform „DarkMarket“ sei den deutschen und internationalen Ermittlern ein wichtiger Schlag im Kampf gegen Cyber-Kriminalität gelungen. Im Darknet selbst habe diese Nachricht vom Ende des „größten illegalen Marktplatzes“ jedoch nur verhaltene Reaktionen hervorgerufen – so Ergebnisse der ersten Untersuchungen des „Threat Intelligence“-Anbieters Digital Shadows.
Darknet-Analysten beobachten Kommunikation
Die Darknet-Analysten fanden nach eigenen Angaben ein Update eines ,DarkMarket‘-Moderators, das bereits 48-Stunden vor der offiziellen Meldung durch Europol auf dem Darknet-Community-Forum ,Dread‘ veröffentlicht wurde und von Problemen bei der Kontaktaufnahme mit dem Administrator von „DarkMarket“ berichtet. In der Community seien danach Vermutung eines „Exit-Scams“ lautgeworden. Auch eine Zerschlagung dieser Plattform sei diskutiert worden.
Marktplätze im Darknet mit Wachstumspotenzial
Die verhaltenen Reaktionen überraschten, da „DarkMarket“ vor allem in den letzten zwölf Monaten ein stetiges Wachstum verzeichnet und mit 500.000 Nutzern erst kürzlich einen „Meilenstein“ erreichte habe. Die rund 2.400 aktiven Verkäufer hätten dabei Geschäfte im Wert von über 140 Millionen Euro abgewickelt. Gehandelt worden sei mit Falschgeld, gestohlenen Kreditkartendaten, anonymen SIM-Karten und Malware. Vor allem aber habe „DarkMarket“ als Umschlagplatz für Drogen gegolten. Durch die mit „Corona“ begründeten „Lockdowns“ hätten auch dort viele Kriminelle ihr Geschäft ins Netz verschieben und Transaktionen über Online-Plattformen im Darknet tätigen müssen.
Darknet-Community sehr flexibel beim Verkauf ihrer Ware
„In den letzten Monaten und Jahren ist es internationalen Ermittler-Teams immer wieder gelungen, wichtige Marktplätze zu schließen. In anderen Fällen – wie ,Empire Market‘ – haben sich die Betreiber selbst aus dem Staub gemacht und das Geld der kriminellen Kundschaft mitgenommen. Das ,Dark Web‘ scheint sich an diese Dynamik gewöhnt zu haben“, erläutert Stefan Bange, „Country Manager DACH“ bei Digital Shadows. „DarkMarket“ habe zwar eine beeindruckende Anzahl aktiver Nutzertransaktionen verzeichnet. Doch der cyber-kriminelle Markt habe eine Fülle an alternativen Vertriebskanälen zu bieten und die Darknet-Community habe sich als „sehr flexibel erwiesen, wenn es darum geht ihre Ware zu verkaufen“.
„Flüchtlinge“ im Darknet auf der Suche nach neuen Marktplätzen
Nach Recherchen von Digital Shadows drehten sich die Diskussionen in Foren und Chats momentan vor allem um alternative Plattformen. Daneben gebe es erste Ankündigungen, die gänzlich neue Marktplätze in Aussicht stellten. „Bereits bestehende Marktplätze werben wiederum mit kostenlosen Konten und Benefits um Verkäufer, die mit dem Ende von ,DarkMarket‘ zu ,Flüchtlingen‘ geworden sind“ – dieser Begriff werde im Darknet für Käufer/Anbieter von Offline-Marktplätzen verwendet.
Indes gewisser Aufruhr im Darknet…
Gänzlich unbeeindruckt hinterlasse das Ende von „DarkMarket“ die Darknet-Community indes aber nicht. „So werfen einige Akteure Nutzern von ,DarkMarket‘ mangelnde OpSec-Praktiken vor und geben ihnen die Schuld für den Erfolg der Strafverfolgungsbehörden.“ Der Administrator von „Dread“ habe die Betreiber von weiterhin aktiven Marktplätzen dazu aufgefordert, einen „Proof-of-Life“ zu senden. So könne sichergestellt werden, dass andere Plattformen nicht in ähnlicher Weise kompromittiert würden und die Dienste weiterhin zur Verfügung stünden.
Weitere Informationen zum Thema:
EUROPOL, 12.01.2021
DarkMarket: world’s largest illegal dark web marketplace taken down
digital shadows_, Photon Research Team, 12.02.2021
Dark Web-Monitoring: Die vielen Gesichter der Unterwelt
datensicherheit.de, 29.08.2020
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