Aktuelles, Branche - geschrieben von dp am Samstag, März 12, 2016 15:56 - noch keine Kommentare
Cyberangriffe gegen Kommunalverwaltung zeigt Schwachstellen auf
Aus der Stellungnahme von Dirk Arendt, Check Point Software Technologies GmbH, zum Vorfall im unterfränkischen Dettelbach Anfang Februar 2016
[datensicherheit.de, 12.03.2016] Die Verwaltung der unterfränkischen Stadt Dettelbach wurde Opfer eines Ransomware-Angriffs. In ihrer Hilflosigkeit beim Umgang mit dieser Sicherheitsbedrohung sah die Kommunalverwaltung keine andere Möglichkeit, als eine „Fachfirma“ mit der Bezahlung des Lösegelds zu beauftragen – entgegen der Empfehlung der Polizei und des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).
Attacken auf Daten von Bürgern besonders verheerend
Die sogenannte Ransomware infiziert wahllos Dateien des Opfers und verschlüsselte sie, so dass diese nicht mehr zu öffnen sind. Das Schlüsselpasswort zur Wiederherstellung erhält das Opfer nur durch die Zahlung eines Erpressungsgelds an die Angreifer. Im konkreten Fall sei genau dies in Form der Internetwährung Bitcoin getan worden. Experten raten aber davon ab, da es keine Sicherheiten für eine Freigabe der Dateien gibt und Kriminelle durch Zahlung in ihrer Handhabung unterstützt werden.
Bei der eingesetzten Malware habe es sich um Ransomware mit dem Namen „TeslaCrypt“ gehandelt, so Dirk Arendt, Leitender Beauftragter „Public Affairs & New Technologies“ bei Check Point Software Technologies GmbH. Bei einem ähnlichen Angriff hat eine Malware mit dem Namen „Locky“ kürzlich zeitweise 5.000 Rechner pro Stunde infiziert.
„TeslaCrypt“ sei bereits seit Anfang 2015 bekannt und werde von entsprechender Schutzsoftware erkannt. In Dettelbach hat es aber offensichtlich nur eine unzureichende Vorkehrung gegeben, so dass es zu dem erfolgreichen Angriff kommen konnte. Attacken auf die Daten von Bürgern seien besonders verheerend, da es das Vertrauen in staatliche Infrastruktur und den Zusammenhalt von Staat und Gesellschaft maßgeblich verschlechtern könne, warnt Arendt.
Anwender zunehmend überfordert
Die Schuld bei einzelnen Lokalverwaltungen zu suchen, wäre aber zu kurz gedacht. Die Gefahrenlandschaft habe sich grundlegend gewandelt. Früher habe eine Firewall oder ein Virenscanner gereicht, heute gehe es um umfassendere Sicherheitsarchitekturen.
Selbst das BSI argumentiert in seinem aktuellen Lagebericht zur IT-Sicherheit: „Der Schutz der IT-Systeme durch die Anwender kann mit den oft hoch entwickelten Werkzeugen zur Ausnutzung von Sicherheitslücken nicht immer Schritt halten.“ Besonders die Wandlungsfähigkeit und das rasche Wachstum von Malware seien eine Gefahr, sagt Arendt. Forschungsergebnisse zeigten, dass im Jahr 2014 41 Prozent aller Organisationen mindestens eine unbekannte Malware heruntergeladen hätten. Im Schnitt würden jede Stunde 106 infizierte Dateien herunterladen – 25 Prozent mehr als im Vorjahr.
Dirk Arendt: Der Bevölkerung das nötige Verantwortungsbewusstsein zeigen!
Klare Strategie auf Bundes- und Länderebene gefordert
„Die Bedrohung ist real und darf nicht mehr länger unterschätzt werden.“ Es braucht laut Arendt eine klare Strategie auf Bundes- und Länderebene, die einheitliche Sicherheitsstandards und entsprechende Richtlinien für öffentliche Einrichtungen definiert. Die Sicherheitsverantwortlichen in den Verwaltungen dürften bei der Umsetzung auf keinen Fall alleine gelassen werden. Es sei wichtig, der Bevölkerung das nötige Verantwortungsbewusstsein zu zeigen. Staatliche Institutionen hätten eine Vorbildfunktion und müssten persönliche Daten der Bürger unter allen Umständen vor Kriminellen beschützen.
Die Digitale Integration betreffe alle Teile der Bevölkerung. Es sollte zugeschnittene Programme für einzelne Gruppen geben, um die Thematik umfassender in alle Bevölkerungsgruppen zu tragen. Sicherheit und damit das Vertrauen seien ein Gemeingut, das den Einsatz, die Involvierung aller Akteure bedürfe. Nur so ließen sich Vorfälle wie in Unterfranken in Zukunft vermeiden, betont Arendt.
Weitere Informationen zum Thema:
golem.de, 04.03.2016
„Die verschlüsselte Stadt, die zahlte“
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