Aktuelles, Branche - geschrieben von am Mittwoch, März 7, 2018 23:41 - ein Kommentar

Telekom Security: Unternehmen müssen mehr für Cyber-Sicherheit tun

Dirk Backofen stellt Acht-Punkte-Programm als Voraussetzung für eine erfolgreiche digitale Zukunft vor

[datensicherheit.de, 07.03.2018] Nach Einschätzung von Telekom Security-Chef Dirk Backofen hat die weltweite Attacke mit dem Verschlüsselungstrojaner „WannaCry“ 2017 „überdeutlich“ gezeigt, dass die IT-Infrastrukturen global viel zu wenig geschützt sind. Cyber-Angriffe würden, selbst wenn sie sich gegen bekannte Schwachstellen richteten, immer noch nicht ausreichend erkannt und abgewehrt. Sie könnten sich damit international weit verbreiten. In seinem Acht-Punkte-Programm forderte Backofen Unternehmen daher auf, ihre Cyber-Sicherheit „massiv“ auszubauen: „Ohne vernünftigen Cybersecurity-Schutz verschenken wir wichtigen Boden und ungeahnte ökonomische Werte an die Angreifer“, warnte er auf dem „3. Telekom Fachkongress Magenta Security“ in Bonn.

Dirk Backofen, Chef Telekom Security

Foto: Deutsche Telekom AG

Telekom Security-Chef Dirk Backofen fordert „Cyber-Schutzimpfung“ für alle Unternehmen

Immunisierung der gesamten Gesellschaft

„Wir benötigen eine Immunisierung der gesamten Gesellschaft. Eine Art Cyber-Schutzimpfung für alle Unternehmen. Denn Sicherheit funktioniert nur, wenn alle mitmachen und immun gegen Cyber-Attacken sind.“

Folgende acht Programm-Punkte stellte Backofen am 7. März 2018 in Bonn vor:

  1. Security by Design
    Sicherheit sei kein Attribut, das dem fertigen Produkt angehängt werden könnte. Sicherheit müsse bei jeder Neu- oder Weiterentwicklung von Beginn an mitgedacht, quasi in die „DNA“ eines Produktes eingeschrieben werden.
    Das gelte zum einen für Unternehmen, die Produkte entwickeln. Das gelte aber auch für Geschäftskunden, die Produkte beziehen: Sie seien gefordert, „Security by Design“ bereits in ihren Ausschreibungsunterlagen zu verlangen.
  2. Verpflichtende Vulnerability Scans
    IT-Systeme und Lösungen müssten nicht nur einmalig beim Launch neuer Produkte und Systeme, sondern kontinuierlich auf Schwachstellen getestet werden. Diese Tests müssten verpflichtend und überprüfbar sein.
  3. APT-Schutz für jedes geschäftliche Postfach und Web
    Unternehmen müssten zwingend einen Schutz gegen sogenannte fortgeschrittene, andauernde Bedrohung (Advanced Persistent Threat), kurz APT, für jedes Postfach und ihren Web-Zugang gewährleisten, um komplexe, zielgerichtete und effektive Angriffe sicher zu verhindern.
  4. DDoS-Absicherung im Terabit-Bereich
    Unternehmen müssten ihren Schutz gegen volumenbasierte Attacken aus dem Internet, sogenannte DDoS-Attacken (Distributed Denial of Service) überprüfen und so aufrüsten, dass er gegen die immer stärker werdenden Angriffe bis in den Terabit-Bereich wirkt.
  5. Mobile Security für Unternehmen
    Mobile Endgeräte benötigten eine Art „Dauer-Radar“ als Schutzschild, der jedes einzelne Smartphone oder Tablet überwacht und bei Bedrohung vom Netz nimmt, um so Gefahren speziell beim Zugang zu Unternehmensnetzen rechtzeitig zu erkennen und fernzuhalten.
  6. Verpflichtende Cyber-Abwehr für Unternehmensnetzwerke
    Prävention alleine reiche für den Schutz von Unternehmen lange nicht mehr aus. Angreifer könnten sich über nachgeladene Schadsoftware oder infizierte USB-Sticks unbemerkt Zugang zu Unternehmensnetzwerken und wichtigen Daten verschaffen.
    „Zero Day Exploits“ und APTs seien nur durch ausgefeilte Detektionsmaßnahmen und gezielte Abwehrmaßnahmen unter Kontrolle zu bringen. Dazu sollten Systeme zur Erkennung und Verarbeitung von Cyber-Attacken (SIEM) für die Unternehmen verpflichtend sein. Ein Kernelement sei dabei neben der „Threat Intelligence“ das Wissen über Angriffsvektoren und deren gezielte Bekämpfung.
  7. Industrienetzwerke wie Kritische Infrastrukturen behandeln!
    Industrienetzwerke seien heute immer noch zu wenig geschützt, allerdings hoch sensibel. Sie müssten ebenso umfassend geschützt werden wie die Kritische Infrastrukturen selbst.
  8. Reaktionsgeschwindigkeit erhöhen!
    Im Schnitt dauere es 180 Tage, bis Unternehmen merkten, dass ein Angreifer in ihrem IT-Systems sensible Daten gestohlen hat oder noch danach sucht. 180 Tage Zeit, um Schaden anzurichten!
    Daher müsse gelten: „Zeit ist Sicherheit!“ Die Geschwindigkeit der Angriffswellen müsse einhergehen mit schneller greifenden Detektions- und Abwehrmaßnahmen.

Weitere Informationen zum Thema:

Deutsche Telekom, 20.02.2018
Fachkongress der Extraklasse

datensicherheit.de, 22.06.2017
Telekom Security: Hochsicherheit für Fernwartung



ein Kommentar

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Christian_Kellner
Mrz 19, 2018 11:27

Ich finde die Punkte von Herrn Backofen sehr gut, denn sie beschreiben die aktuellen Probleme und Herausforderungen bzgl. der IT-Sicherheit sehr gut. Jedoch ist es fraglich, ob wirklich jedes Unternehmen diese Punkte umzusetzen vermag. Es muss schließlich zwischen großen Unternehmen bzw. Konzernen und Mittelständlern sowie KMUs unterschieden werden. Ausschlaggebender Punkt sind dabei die verfügbaren Ressourcen, die in KMUs und mittelständischen Unternehmen rar sind. Eigene IT-Abteilungen sind entweder rar gesäht oder stark ausgelastet. Die Zusammenarbeit mit Dienstleistern im Bereich der IT-Sicherheit wie Protea Networks (https://www.proteanetworks.de) kann diesen Problemen aktiv begegnen und entsprechenden Schutz durch passende Lösungen und Technologien gewährleisten. Große Konzerne sollten dabei unter Umständen auch externes Consulting in Betracht ziehen, um das eigene Wissen und damit die eigene Absicherung effektiv zu stärken. Die genannten acht Punkte geben dabei, in meinen Augen, ein Art Agenda vor. Angefangen bei der Reaktionsschnelligkeit bis hin zur effektiven Absicherung mobiler und digitaler Arbeitsplätze.

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