Aktuelles, Rezensionen, Service - geschrieben von dp am Freitag, Juli 24, 2009 17:06 - noch keine Kommentare
Die ds Rezension: ‚Meine Daten und ich‘ auf DVD
Wenn mit Sicherheit Bürgerrechte bedroht werden…
von Dirk Pinnow
[datensicherheit.de, 24.07.2009] Das Thema „Datensicherheit“ ist ein sehr sperriges, unbequemes Thema, an welches eine filmische Annäherung – zumal ob der schnellen Veränderung der Nachrichtenlage auf diesem Gebiet – prinzipiell nicht leicht fallen kann.
So kommt der Film „Meine Daten und ich“ zu Beginn auch etwas schwerfällig daher und beschreibt in einer fiktiven Rahmenhandlungen die Anlaufschwierigkeiten des Filmemachers „Axel Ranisch“, ein solches Projekt aus purem Idealismus zu starten und erfolgreich zu Ende zu bringen. Die zuweilen komische Einrahmung kann letztlich aber nicht über den Ernst des existenziellen Themas hinwegtäuschen:
Die Stellungnahmen der realen Interviewpartner (darunter auch der Bundesdatenschutzbeauftragte, Peter Schaar) regen gerade jetzt im Vorfeld der Bundestagswahl 2009, auch losgelöst von der Bezugnahme auf konkrete Datenskandale, erheblich zum Nachdenken über den Stand des Datenschutzes und der Datensicherheit in Deutschland an – fast ist es schade, dass das reichliche Bonusmaterial nicht direkt in den Hauptfilm mit eingebaut wurde!
Das Spielerische der fiktiven Rahmenhandlung verliert sich, als sich der Filmemacher während des laufenden Projektes arbeitslos melden muss und Leistungen beantragt:
Meine Daten und ich | Der neue Film über Datensicherheit in der Bundesrepublik | Arbeitslos
Die spätere Schilderung über den Verlauf des Gespräches zu den beantragten Leistungen dürfte für viele selbst Betroffene ein Déjà-vu-Erlebnis sein – und ohnmächtige Wut aufkommen lassen!
Fazit: Wer in soziale und wirtschaftliche Bedrängnis kommt, hat in diesem Land zwar theoretisch Datenschutz, muss aber aus existenzieller Not „gezwungen freiwillig“ diesen aufgeben, um dann vielleicht die Behördenvertreter gnädig zu stimmen…
An dieser Stelle könnte der Film eigentlich zu Ende sein, weil damit im Grunde alles Relevante gesagt ist!
Die übrigen Beiträge der Interviewpartner verschärfen dann das Unbehagen nur noch. Ein „Panoptikum“ des datentechnischen Schreckens wird dargeboten, angefüllt mit „Onlinedurchsuchungen“, „Vorratsdatenspeicherung“, „Scoring-Punkten“, „Großem Lauschangriff“, „neuem BKA-Gesetz“…
„Sicherheit“ in diesem Zusammenhang, soviel wird klar, bedeutet vor allem Sicherheit der Wiederwahl stimmungsheischender Politiker, die ihre Pfründesysteme hart verteidigen. „Bürgerrecht“ bedeutet dann lediglich, alle paar Jahre seine Stimme abzugeben und damit Ex post paraniodem Überwachungswahn einen legitimen Anstrich zu geben.
Geradezu tragisch die Erkenntnis: Obwohl wir herausragende, engagierte Persönlichkeiten im Lande haben, die sich für den Datenschutz einsetzen, die ja auch zum Teil in diesem Film zu Wort kommen, leben wir offensichtlich zu Beginn des 21. Jahrhunderts datentechnisch gesehen in einer Art neuem Feudalsystem – die Landesherren entscheiden, was vorgeblich gut fürs Volk ist, und Großkonzerne als Lehensempfänger des Überwachungsstaates dürfen sich schamlos am Kontrollwahn beteiligen bzw. übernehmen sogar Aufgaben als Erfüllungsgehilfen.
Man kann dem Film nur eine weite Verbreitung und Anregung zur Diskussion wünschen – und dass auch darüber endlich der Souverän in einem demokratischen Staat sich endlich wieder seiner Eigenverantwortung und Stärke besinnt, um die Herrschaft über die eigene Integrität zurückzugewinnen!
Weiter Informationen zum Thema:
GMfilms, Michael Höfner
MEINE DATEN UND ICH / SICHERHEIT IN DEUTSCHLAND
GMfilms
DVD „Meine Daten und ich“ [GMD344] / Wenn die Sicherheit die Bürgerrechte bedroht
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