Aktuelles, Experten, Studien - geschrieben von dp am Mittwoch, April 16, 2025 0:33 - noch keine Kommentare
Der Web-Tatort: Cyber-Mobbing kann junge Menschen krank machen
Laut einer repräsentativen KKH-Umfrage erlebte bereits etwa jeder fünfte Teenager Negatives in Sozialen Netzwerken – u.a. Cyber-Mobbing
[datensicherheit.de, 16.04.2025] Die Kaufmännische Krankenkasse aus Hannover (KKH) geht in einer aktuellen Stellungnahme auf die Problematik des sogenannten Cyber-Mobbings ein. Für etliche Kinder und Jugendliche gehört es demnach zum Alltag, in der Klasse, im privaten Umfeld oder im Netz vor anderen beleidigt, belästigt oder auch angegriffen zu werden: „Erfolgt Mobbing über Soziale Netzwerke, Messenger oder Videoportale, kann für Betroffene ein besonders harter Spießrutenlauf beginnen. Denn das Netz verbreitet rücksichtslos und vergisst mitunter nie.“ Die KKH unterstützt die Auseinandersetzung mit Cyber-Mobbing zum Beispiel über das bundesweite Präventionsprogramm „Max & Min@“ – Eltern können über das digitale Informationsportal „Clemens hilft!“ Orientierung in der Medienerziehung erhalten.

Abbildung: forsa / KKH
Laut einer forsa-Umfrage hat ein Fünftel der Zwölf- bis 19-Jährigen in Sozialen Netzwerken bereits Mobbing erlitten
Umfrage zu negativen Erfahrungen mit Mobbing im Digitalen Raum
Laut einer forsa-Umfrage im Auftrag der KKH hat ein Fünftel der Zwölf- bis 19-Jährigen (21%) in Sozialen Netzwerken schon einmal selbst negative Erfahrungen mit Mobbing gemacht – Mädchen und Jungen nahezu gleichermaßen. Weiteren 35 Prozent der befragten Heranwachsenden bereite es allerdings zumindest etwas Sorge, dass sie in Sozialen Netzwerken beleidigt, bedroht oder belästigt werden könnten. Das Meinungsforschungsinstitut forsa hatte im Rahmen einer repräsentativen Online-Umfrage im September 2024 bundesweit insgesamt 1.004 Kinder und Jugendliche im Alter von zwölf bis 19 Jahren befragt. Die Fragen:
- „Hast Du in Sozialen Netzwerken (wie z.B. „TikTok“ oder „WhatsApp“) schon einmal selbst negative Erfahrungen mit Mobbing gemacht – also hat Dich dort schon einmal jemand beleidigt, bedroht oder belästigt?“
- „Bereitet Dir Sorgen, dass Du durch die Nutzung von Sozialen Netzwerken (wie z.B. „TikTok“ oder „WhatsApp“) negative Erfahrungen mit Mobbing machen könntest, also dass Du dort z.B. beleidigt, bedroht oder belästigt werden könntest?
Gezieltes Mobbing kann Heranwachsende hart treffen
Gleich ob bloßstellende Fotos und Videos, Gerüchte, Drohungen oder demütigende Fake-Profile auf „TikTok & Co.“: Gezieltes Mobbing im Netz könne Heranwachsende tief treffen, deprimieren, hilflos und auf Sicht krank machen. „Schikanierung unter Gleichaltrigen hat es schon immer gegeben“, erläutert Franziska Klemm, Psychologin und Expertin für Medienkompetenz bei der KKH. Doch mit der Verlagerung in das Digitale habe Mobbing eine neue Qualität bekommen.
„Denn Anfeindungen und Ausgrenzungen meist einer Gruppe gegen Einzelne über längere Zeit finden nicht mehr beschränkt auf den Klassenraum oder Bolzplatz statt, sondern in der grenzenlosen virtuellen Welt. Und da das Smartphone immer und überall dabei ist, ist es dann auch das Mobbing.“
Online-Mobber verbergen sich rund um die Uhr im Digitalen Raum
Typisch seien bei betroffenen Kindern und Jugendlichen Verhaltensänderungen, sei es, dass sie sich zurückzögen, freudlos, angespannt oder aggressiv wirkten. Gesundheitlich könne Mobbing zu Schlafstörungen, Kopf- und Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Konzentrationsproblemen bis hin zu Ängsten und Depressionen führen. Auch die schulischen Leistungen litten oft darunter. Im Extremfall griffen einige Heranwachsende zu Tabletten oder Alkohol, um mit den Erniedrigungen und der Scham fertig zu werden.
Bei den Angreifern handele es sich häufig um Mitschüler. Bemerkenswert dabei sei: „Einige Täterinnen und Täter verbaler, psychischer oder körperlicher Attacken haben Mobbing am eigenen Leib erfahren.“ Anders als im Klassenzimmer oder auf dem Schulhof bekämen sie im Internet die Reaktionen ihrer Opfer nicht direkt mit. Das lasse bei ihnen offensichtlich die Hemmschwelle sinken. „Ohne Zweifel: Cyber-Mobbing ist feige, denn Online-Mobber verbergen sich im Digitalen Raum – und das rund um die Uhr. Empathie? Fehlanzeige.“
Cyber-Mobbing ist kein Kavaliersdelikt
„Eltern sollten mit ihren Kindern im Austausch bleiben, um einen Einblick zu bekommen, was sie in der digitalen Welt erleben. Haben Sie stets ein offenes Ohr für Ihr Kind, seien Sie interessiert und helfen Sie ihm, das Erlebte einzuordnen!“, rät Klemm. Sollten Eltern dabei mitbekommen, dass ihr Kind oder andere von Cyber-Mobbing betroffen sind, sollten sie den Nachwuchs dabei unterstützen, aktiv zu werden: „Dies kann je nach Art des Vorfalls unterschiedlich aussehen – das Melden an den Betreiber, Gespräche in der realen Welt oder im schlimmsten Fall auch eine Anzeige bei der Polizei.“ Bei Unsicherheiten gebe es Beratungsangebote, an die sich Eltern wenden könnten.
Der beste Schutz für Kinder vor Mobbing und Cyber-Mobbing sei das Erlernen eines fairen und respektvollen Miteinanders. Hierzu übernähmen sowohl Eltern als auch Einrichtungen wie Kindergarten und Schule eine wichtige Rolle. „In der digitalen Welt gelten die gleichen Kommunikationsregeln wie im realen Leben“, betont Klemm. Die virtuelle Welt könne jedoch durch mögliche Anonymität und weniger Kontrolle dazu führen, „dass die Hemmschwelle für negative Kommunikation geringer ist“. Entscheidend sei, dass Kinder und Jugendliche digitale Medien kompetent und reflektiert nutzten. „Dies trägt zu einem stabilen Selbstwertgefühl bei, das ein Schutzmantel gegen Mobbing am Tatort Netz ist und damit für die eigene körperliche und seelische Gesundheit.“
Weitere Informationen zum Thema:
KKH
Kinder und digitale Medien / Clemens hilft! unterstützt Eltern bei der Medienerziehung
datensicherheit.de, 22.09.2014
Cybermobbing: Viele Jugendliche betroffen / Peinliche Fotos oder Beschimpfungen belasten junge Menschen / BITKOM gibt Hinweise zum Umgang mit Cybermobbing
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