Aktuelles, Branche, Studien - geschrieben von dp am Dienstag, April 4, 2023 21:45 - noch keine Kommentare
Cyber-Kriminalität: Gruppen regulären Unternehmen zunehmend ähnlicher
Kriminelle Gruppierungen beginnen mit zunehmender Größe ähnliche Prozesse wie die legaler Unternehmen zu entwickeln
[datensicherheit.de, 04.04.2023] Trend Micro hat eine neue Studie darüber veröffentlicht, „wie kriminelle Gruppierungen mit zunehmender Größe beginnen, ähnliche Prozesse wie in legalen Unternehmen zu entwickeln“. Dies sei jedoch mit den entsprechenden Kosten und Herausforderungen verbunden.
Bericht unterscheidet drei Arten krimineller Unternehmen – basierend auf deren Größe
Große kriminelle „Unternehmen“ wenden demnach 80 Prozent ihrer Betriebskosten für Gehälter auf, so der vorliegende Bericht von TREND MICRO. Bei kleineren kriminellen Gruppierungen sei der Anteil mit 78 Prozent ähnlich hoch. Weitere gängige Ausgaben fielen für Infrastruktur (wie Server, Router und VPNs), virtuelle Maschinen und Software an. Der Bericht von Trend Micro unterscheidet drei Arten von kriminellen „Unternehmen“ basierend auf deren Größe. Als Beispiele dienten den Forschern nach eigenen Angaben ausgewählte Gruppen, die anhand von Daten der Strafverfolgungsbehörden sowie Insider-Informationen dargestellt werden:
Kleine kriminelle „Unternehmen“ („z.B. der Counter-Antiviren-Dienst Scan4You“):
- Kleinere kriminelle „Unternehmen“ hätten in der Regel eine eigene Management-Ebene, zwischen einem und fünf Mitarbeitern und einen Jahresumsatz von weniger als 500.000 Euro.
- Mitarbeiter übernähmen oft mehrere Aufgaben innerhalb der Gruppierung und ginge zusätzlich zu dieser „Arbeit“ noch einem Hauptberuf nach.
- Sie bildeten die Mehrheit der kriminellen „Unternehmen“ und arbeiteten oft mit anderen kriminellen Gruppierungen zusammen.
Mittelgroße kriminelle „Unternehmen“ („z.B. der ,Bulletproof Hoster’ MaxDedi“):
- Diese kriminellen „Unternehmen“ hätten oft zwei Führungsebenen, sechs bis 49 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von bis zu 50 Millionen Euro.
- Ihre Struktur sei pyramidenartig und hierarchisch mit einer einzigen Person als Gesamtverantwortlichen.
Große kriminelle „Unternehmen“ („z.B. die Ransomware-Gruppe Conti“):
- Große kriminelle „Unternehmen“ hätten normalerweise drei Managementebenen, mehr als 50 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von über 50 Millionen Euro.
- Sie verfügten über eine relativ große Anzahl an Mitarbeitern der unteren Führungsebene und Teamleitern.
- Sie implementierten effektive OPSEC (Operations Security) und arbeiteten mit anderen kriminellen Organisationen zusammen.
- Die Verantwortlichen seien erfahrene Cyber-Kriminelle und stellten mehrere Entwickler, Administratoren und Penetrationstester ein – teilweise auch nur als befristete freie Mitarbeiter.
- Sie verfügen teilweise über unternehmensähnliche Abteilungen (z.B. „IT“, „HR“) und führten sogar regelrechtes Personalmanagement inklusive Leistungsbeurteilungen durch.
Größere Cybercrime-Unternehmen schwierig zu handhaben und mittlerweile auch ein hohes Maß an Bürokratie
„Wie die Studie zeigt, kann das Wissen um die Größe und Komplexität einer kriminellen Gruppierung den Ermittlern wichtige Ansätze für ihre Arbeit liefern.“ Einen Anhaltspunkt stellten beispielsweise die Datentypen dar, nach denen sie suchen müssten. Größere kriminelle Organisationen speicherten außerdem Mitarbeiterlisten, Jahresabschlüsse, Handbücher und Tutorials. Dazu gehörten auch Fusions- und Akquisitionsdokumente, Details zu den Krypto-Wallets der Mitarbeiter und sogar gemeinsam genutzte Kalender. „Wenn die Strafverfolgungsbehörden die Größe krimineller Gruppierungen kennen, können sie zudem besser entscheiden, welche sie vorrangig verfolgen.“
„Der kriminelle Untergrund professionalisiert sich zusehends – mit Gruppierungen, die seriösen Unternehmen in ihren Prozessen immer ähnlicher werden. Außerdem nimmt mit steigender Mitgliederzahl und wachsenden Einnahmen die Komplexität zu“, erläutert Richard Werner, „Business Consultant“ bei Trend Micro. Er führt aus: „Größere Cybercrime-Gruppierungen sind schwierig zu handhaben und haben mittlerweile ein hohes Maß an Bürokratie. Wie bei jedem Unternehmen gehören dazu auch schwache Leistungsträger und Vertrauensprobleme. Unser Report zeigt, wie wichtig es für Ermittler ist, die Größe der kriminellen Gruppierung zu verstehen, mit der sie es zu tun haben.“
Weitere Informationen zum Thema:
TREND MICRO, 03.04.2023
Size Matters: Unraveling the Structure of Modern Cybercrime Organizations
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