Aktuelles, Branche - geschrieben von dp am Donnerstag, Mai 12, 2022 15:39 - noch keine Kommentare
Datenschutz als Ausdruck der Kultur
Daniel Fried sieht beim Thema Datenschutz kulturelle Unterschiede immer deutlicher hervortreten
[datensicherheit.de, 12.05.2022] Digitale Technologie werde mittlerweile überall auf der Welt eingesetzt und kein Kontinent bleibe unberührt. „Obwohl es unglaublich schwierig ist, den Wert der digitalen Wirtschaft zu beziffern, wird er nach verschiedenen Schätzungen der Vereinten Nationen (UNO) auf etwa vier bis 15 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsproduktes (BIP) geschätzt“, berichtet Daniel Fried, „GM & SVP EMEA and Worldwide Channels“ bei Veeam Software, in seiner aktuellen Stellungnahme zum Datenschutz als Ausdruck von Kultur. Ideen, wie dauerhafte Konnektivität und „Cloud“ hätten im Allgemeinen dazu gedient, die Globalisierung zu fördern und eine verbindende Rolle für Menschen und Unternehmen in verschiedenen Teilen der Welt zu spielen. „In den letzten Jahren haben wir jedoch festgestellt, dass die kulturellen Unterschiede immer deutlicher hervortreten“, so Fried.
Daniel Fried ist überzeugt, dass es bei Technologie und Wirtschaft immer um Menschen geht!
Datenschutz als ein Menschenrecht im EMEA-Gebiet
Vor allem im sogenannten EMEA-Gebiet (Wirtschaftsraum Europa, Naher Osten und Afrika) – angeführt vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) – sei die Idee, „dass Daten problemlos von einem Ort zum anderen fließen dürfen“, stark in Frage gestellt worden. In diesem Teil der Welt sei der Schutz der Privatsphäre ein Menschenrecht, welches im Widerspruch zum Konzept der frei fließenden Daten und der sogenannten Sharing Economy stehe.
Die im Mai 2018 verabschiedete Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sei das erste Beispiel für einen wirklich robusten und strafbewehrten Rechtsrahmen, welcher auf gemeinsamen Grundsätzen des Datenschutzes beruhe. Fried kommentiert: „Mehr als drei Jahre später zeigt die DSGVO weiterhin ihre Zähne und Unternehmen, die sie nicht einhalten, müssen mit hohen Geldstrafen rechnen.“
Allzu oft würden deshalb solche Vorschriften wie die DSGVO und die kürzlich erfolgte Aufhebung des „Privacy Shield“ durch die EU im Jahr 2020 als Hindernisse angesehen. Fried: „Dies liegt möglicherweise daran, dass Daten die Währung der digitalen Wirtschaft sind und Einschränkungen ihrer Nutzung als Angriffe auf kapitalistische Freiheiten und Innovationen angesehen werden.“
Datenschutz: Kommerzielle Datennutzung muss geregelt werden
Dies sei jedoch eine verengte Sichtweise auf das, „was die digitale Wirtschaft wirklich ist“. Daten würden oft als „Währung“ von hochgradig monetarisierbaren Rohstoffen wie Öl und Gold bezeichnet.
„Sie unterscheiden sich jedoch stark von diesen Werten, denn sie reichen in ihrer Eigenschaft von ,höchst vertraulich‘ und ,sehr persönlich‘ bis hin zu ,unentzifferbar‘ und ,völlig nutzlos‘. Ihr Wert schwankt somit und ist vom jeweiligen Standpunkt abhängig“, erläutert Fried und führt weiter aus:
„Was Daten, insbesondere personenbezogene Daten, mit unpersönlichen Objekten wie Öl und Geld gemeinsam haben, ist, dass ihre kommerzielle Nutzung geregelt werden muss.“
Datenschutz und Vertrauen kulturelle Eckpfeiler der europäischen Gesellschaft
Genauso wie Banken auf das Geld ihrer Kunden aufpassen müssten, seien Unternehmen, die Daten nutzen, um wertvolle, verwertbare Erkenntnisse zu gewinnen, verpflichtet, diese Daten zu schützen. Es handele sich um einen Gesellschaftsvertrag, der durch Verordnungen wie die DSGVO gesetzlich durchsetzbar werde.
Um in EMEA-Gebiet daher wirklich erfolgreich zu sein, müssten Technologie- und „Cloud“-Anbieter verstehen, „dass Datenschutz und Vertrauen ein kultureller Eckpfeiler der europäischen Gesellschaft sind“. Sowohl globale als auch regionale Anbieter müssten sich der Feinheiten des europäischen Datenschutzes und der Souveränität der Bürger bewusst sein, um die Erwartungen ihrer Kunden angemessen erfüllen zu können.
Das von Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik initiierte Projekt „GAIA-X“ beispielsweise habe zum Ziel, einen Vorschlag für eine europäische Dateninfrastruktur der nächsten Generation zu erarbeiten. Fried unterstreicht: „Die Vision ist es, ein digitales Ökosystem zu schaffen, in welchem Daten und Dienste in einer vertrauensvollen Umgebung für Europa und darüber hinaus zur Verfügung gestellt, gesammelt und gemeinsam genutzt werden können.“
Kulturelle Einstellungen zum Datenschutz auf der ganzen Welt als Herausforderung für große Technologie-Unternehmen
Die Auswirkungen auf „Cloud“-Anbieter, welche im EMEA-Gebiet tätig sind, könnten schädlich sein, „wenn der Eindruck entsteht, dass ihre eigenen Methoden der Datenerfassung, des Datenaustauschs und des Datenschutzes nicht mit den europäischen Datenschutzwerten übereinstimmen“.
Fried macht deutlich: „Dies ist ein gutes Beispiel für meine Überzeugung, dass es bei Technologie und Wirtschaft immer um Menschen geht.“ Die kulturellen Einstellungen zum Datenschutz auf der ganzen Welt seien eine Herausforderung, mit der sich die großen Technologie-Unternehmen noch immer auseinandersetzen müssten. Sie habe eine immense und komplexe Geschichte, die auf den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Erfahrungen jeder einzelnen Nation beruhe.
„Tatsache ist, dass der Schutz der Privatsphäre ein Menschenrecht ist, das von großen Technologie-Unternehmen nicht mit Füßen getreten werden darf“, so Fried abschließend. Vor allem die „Cloud“-Branche müsse sich dies zu eigen machen und nicht dagegen ankämpfen, wenn sie das rasante Wachstum des letzten Jahrzehnts fortsetzen möchte.
Weitere Informationen zum Thema:
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