Aktuelles, Branche - geschrieben von dp am Montag, März 15, 2021 21:40 - noch keine Kommentare
Home-Office: IT-Security grundlegend zu überdenken
Für IT-Security-Verantwortliche fühlt sich abrupter Wechsel in vollständigen Remote-Betrieb wie Umzug in den Wilden Westen an
[datensicherheit.de, 15.03.2021] Der Wechsel ganzer Belegschaften vom Büro ins sogenannte Home-Office bringe für IT-Security-Verantwortliche einen großen Verlust an Kontrolle mit sich. Entsprechend empfänden nicht alle IT-Admins die Aussicht auf dauerhafte „Remote Work“ als erfreulich. „Ist man jedoch bereit, die Gestaltungsprinzipien der IT-Security grundlegend zu überdenken, lässt sich das gewohnte Niveau an Kontrolle und Sicherheit beibehalten“, erläutert Anurag Kahol, „CTO“ bei Bitglass, und zeigt Möglichkeiten auf.
Anurag Kahol: Gestaltungsprinzipien der IT-Security grundlegend überdenken, um gewohntes Niveau an Kontrolle und Sicherheit beizubehalten!
Nachrangige IT-Security: Im Home-Office kontrollieren Benutzer Geräte und Software mehr oder weniger selbst
Kahol führt aus: „Für IT-Security-Verantwortliche muss sich ein abrupter Wechsel vom Büro- in den vollständigen Remote-Betrieb wie ein Umzug aus einer soliden ummauerten Villa in den Wilden Westen anfühlen. Traditionelle Grenzen des On-Premises-Betriebs und damit auch die Kontrolle, die dieser bietet, gibt es nicht mehr.“ Im Home-Office kontrollierten die Benutzer Geräte und Software mehr oder weniger selbst.
„Und damit fangen für IT-Admins die Schwierigkeiten an“: Der zu sichernde Bereich potenziere sich schlagartig. Nur ein Klick auf einen bösartigen E-Mail-Anhang, das Surfen auf einer Website mit Malware, ein offenes WLAN-Netzwerk oder ein ungesichertes Endgerät, das ein Mitarbeiter nutzt, könne Angreifern Zutritt zur IT-Unternehmensinfrastruktur verschaffen, wo sie noch größeren Schaden anrichten könnten.
Produktivitätsdruck kann IT-Security im Home-Office erheblich beeinträchtigen
Ausschließlich auf die Besonnenheit und Zuverlässigkeit der Belegschaft zu vertrauen, wäre ein schlechter Rat. Selbst mit ausführlicher Sensibilisierung bestehe vor allem in Stress-Situationen die Wahrscheinlichkeit, dass Mitarbeiter entgegen besseren Wissens einen riskanten Fehler machten. Kahol warnt: „Der Druck, produktiv zu sein, ist für Arbeitnehmer im Home-Office ohnehin schon leicht erhöht.“
Tatsächlich komme die Unternehmensberatung McKinsey zu dem Schluss, dass „Remote Work“ im Jahr 2020 die seit Langem bestehenden Herausforderungen der Cyber-Sicherheit – physische und psychologische Stressfaktoren, welche Mitarbeiter dazu zwingen würden, Kontrollen zu umgehen, um ihre Aufgaben zu erledigen – verstärke. „Kurz gesagt: Der Produktivitätsdruck kann die Sicherheit im Home-Office erheblich beeinträchtigen.“
Durchsetzen von Datensicherheits-Richtlinien muss über diverse IT-Security-Anwendungen hinweg sichergestellt werden
Um auch unter diesen Bedingungen ein ausreichendes Sicherheitsniveau herzustellen, griffen IT-Admins zu den Tools, die sich im regulären Bürobetrieb für die Anbindung weniger externer Teilnehmer im Bürobetrieb bewährt hätten: In erster Linie kämen Firewalls, Anti-Viren-Programme und VPN-Verbindungen als Sicherheitsvorkehrungen für den Zugriff auf Unternehmensressourcen zum Einsatz.
Für die IT-Manager bedeute dieser Ansatz einen spürbaren Mehraufwand: „Sie müssen neue oder gegebenenfalls die persönlichen Endgeräte der Mitarbeiter absichern und die dort installierte Software stets aktuell halten.“ Das Durchsetzen von Datensicherheits-Richtlinien müsse über diverse Security-Anwendungen hinweg sichergestellt werden. „Verursacht die Firewall bei einer hohen Nutzerauslastung Bandbreitenprobleme bei den Anwendern, sehen sich die IT-Admins mit einem erhöhten Aufkommen an Support-Anfragen konfrontiert. Alles in allem: Weniger Kontrolle, erhöhte Sicherheitsrisiken und suboptimale Managementprozesse.“
Auf IT-Security-Ebene geht Kontrolle verloren – doch Unternehmensführung gewinnt Geschmack an neuen Wegen
Was auf der IT-Security-Ebene dabei an Kontrolle verloren gehe, gewinne die Geschäftsebene hinzu. Im digitalisierten Unternehmen ließen sich neue Wege der Unternehmensführung einfacher umsetzen, da die IT-Gestaltung schnelle, effiziente Umstrukturierungen zulasse. Daher solle in vielen Firmen „Remote Work“ künftig zumindest für Teile der Belegschaft dauerhaft beibehalten oder allgemein als Option bestehen bleiben.
Einer Umfrage von Gartner nach wollten 74 Prozent der Unternehmen nicht, dass ihre Mitarbeiter in ein Büro zurückkehren. Führungskräfte auf der ganzen Welt drängten darauf, so schnell wie möglich neue Remote-Geschäftsprozesse zu etablieren, und sie seien bereit, das dafür notwendige Budget bereitzustellen.
IT-Security für Remote-Szenarien neu zu entwickeln!
„IT-Security muss für Remote-Szenarien neu entwickelt werden“, betont Kahol. Die Ankündigung von dauerhafter „Remote Work“ scheine für viele IT-Admins zunächst keine erfreuliche Aussicht zu sein. „Für sie bedeutet dies, eine größere Menge an Risiken mit umständlicheren Methoden zu managen. Das ist jedoch nur auf den ersten Blick der Fall. Bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass das IT-Management von ,Remote Work‘ im Jahr 2020 meist nur auf Grund der kurzfristigen Umsetzung derart aufwändig war.“
Die Nutzung von VPN-Verbindungen und Firewalls sei zwar ein geeigneter Weg, um im Bürobetrieb einigen wenigen Mitarbeitern Remote-Zugriff zu erlauben. Werde dieser Ansatz jedoch auf die gesamte Belegschaft ausgerollt, erweise er sich als umständlich und wenig leistungsfähig.
Stärkung der IT-Security: Prozesse so einfach wie möglich halten!
„Neue Möglichkeiten entstehen jedoch, wenn man sich von dem Prinzip ,Notfall-Remote für alle‘ löst und bereit ist, die Gestaltung seiner IT-Security von Grund auf neu zu denken“, erläutert Kahol. Konsolidierung könne dabei ein grundlegender, erster Schritt sein: „Wenn Unternehmen ihre On-Premises-Implementierungen vollständig in die Cloud verlagern, lässt sich deren Verwaltung vereinfachen.“
Die Anwendung von Richtlinien lasse sich durch „Policy Engines“, welche Security-Tools wie CASBs oder SWGs anleiteten, zentral durchführen. „Wenn Prozesse so einfach wie möglich gehalten werden, sinkt auch die Wahrscheinlichkeit, dass Schwachstellen unbemerkt bleiben, da eine fragmentierte Sicherheitsumgebung, die sich nur schwer kontrollieren lässt, auf diese Weise vermieden wird.“
Im Remote-Betrieb schnell Balance zwischen IT-Security, Verfügbarkeit und Produktivität herzustellen
Effektive Konsolidierung und Vereinfachung erlaubten ein kosteneffizienteres Arbeiten. Bereitstellungen und deren Konfigurationen ließen sich innerhalb von Tagen statt Wochen durchführen und ermöglichten es Unternehmen, im Remote-Betrieb schnell die Balance zwischen Sicherheit, Verfügbarkeit und Produktivität herzustellen.
„Zu guter Letzt sollte sichergestellt werden, inwieweit ein neuer Ansatz resilient gegenüber künftigen Bedrohungen und Entwicklungen ist.“ Die Infrastruktur sollte in der Lage sein, sich schnell und dynamisch an Änderungen der Arbeitslast anzupassen, und gleichzeitig Engpässe im Backhaul-Verkehr zu vermeiden, welche sich im Laufe der Zeit auf die Produktivität auswirken könnten.
Wenn Geschäftsprozesse vorwiegend digital abgewickelt werden, erhält IT-Security entscheidende Bedeutung
Die Verlagerung auf „Remote Work“ sei ein weiterer Meilenstein der voranschreitenden Digitalisierung. Kahol betont: „Wenn Geschäftsprozesse vorwiegend digital abgewickelt werden, erhält die IT-Security eine entscheidende Bedeutung.“
Dieser könnten Unternehmen nur gerecht werden, „wenn sie bereit sind, die Gestaltung ihrer IT-Security grundlegend neu zu denken“. Mit den beschriebenen Grundsätzen schafften IT-Admins geeignete Voraussetzungen, um den IT-Bedrohungen einen Schritt voraus zu sein und gleichzeitig so effizient zu arbeiten wie in On-Premises-Umgebungen.
Weitere Informationen zum Thema:
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