Aktuelles, Experten, Studien - geschrieben von dp am Dienstag, November 24, 2020 21:20 - noch keine Kommentare
Statt bequemem Online-Kauf grenzenloser Ärger
Verbraucher haben bei außereuropäischen Bestellungen über Online-Marktplätze vielfältige Probleme
[datensicherheit.de, 24.11.2020] Eine aktuelle Umfrage des verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) hat nach dessen Angaben ergeben, dass Verbraucher bei außereuropäischen Bestellungen über Online-Marktplätze vielfältige Probleme haben. Der vzbv fordert im Rahmen des „Digital Services Act“, dass Online-Marktplätze stärker für die Einhaltung von Verbraucherrechten in die Verantwortung genommen werden. Die angekündigte Reform der Produktsicherheitsrichtlinie müsse auch Online-Marktplätze umfassen, so dass auch für diese „die EU-Regeln zur Produktsicherheit und Verantwortlichkeit gelten“. 93 Prozent der Befragten erwarteten (eher), dass Online-Marktplätze dafür sorgten, dass Händler auf der Plattform die EU-Regeln befolgen.
Online-Bestellung: 41 Prozent haben unangenehme Erfahrungen gemacht
Gut vier von zehn Befragten (41 Prozent), die schon einmal etwas online im außereuropäischen Ausland bestellt haben, geben demnach an, dass dabei etwas schiefgelaufen ist. Dazu gehörten lange oder ausbleibende Lieferungen, schwieriger Widerruf oder vereinzelt sogar gefährliche und unsichere Waren.
Das habe eine repräsentative vzbv-Befragung ergeben. Der vzbv sieht nach eigenen Angaben die Verantwortung hierbei auch bei den Online-Marktplätzen. Dazu habe der vzbv ein neues Positionspapier veröffentlicht und setze sich für die Reform der Produktsicherheitsrichtlinie ein.
Prominente Rolle von Online-Marktplätzen muss sich in Verantwortung für angebotene Produkte widerspiegeln
„Verbraucher sagen ‚ich kaufe bei dem Online-Marktplatz‘ und nicht ‚ich kaufe bei einem Anbieter in China‘“, berichtet Klaus Müller, Vorstand des vzbv. „Diese prominente Rolle von Online-Marktplätzen muss sich auch in ihrer Verantwortung für die angebotenen Produkte widerspiegeln.“
Online-Marktplätze müssten für die Einhaltung von Verbraucherrechten haften, „wenn sie einen beherrschenden Einfluss auf die Anbieter ausüben und keine ausreichenden Sorgfaltspflichten übernehmen“.
Umfrage zu Problemen bei Online-Käufen inner- und außerhalb der EU
Unter Befragten, die online außerhalb der EU eingekauft haben, geben laut vzbv 41 Prozent an, dass sie Probleme hatten – innerhalb Deutschlands oder der EU sei dies bei 23 Prozent der Fall gewesen.
Zu den häufigsten Beschwerdegründen zählten verzögerte sowie gänzlich ausbleibende Lieferungen, schlechte Qualität der Waren oder Schwierigkeiten beim Widerruf und der Rücksendung. Eine deutliche Mehrheit (93 Prozent) der Befragten erwarteten (eher), dass Online-Marktplätze dafür sorgten, dass Händler auf der Plattform EU-Regeln befolgten.
Online-Marktplätze sollten in die Verantwortung genommen werden
Der vzbv sieht den „Digital Services Act“ als Chance, Online-Marktplätze stärker in die Pflicht zu nehmen: „Treten Online-Marktplätze faktisch selbst als Vertragspartner auf oder üben sie einen entscheidenden Einfluss auf die Anbieter aus, müssen sie selbst wie ein Vertragspartner haften.“
Der Online-Marktplatz könne sich von dieser Haftung befreien, wenn er nachweisen könne, den betreffenden Anbieter umfassend überprüft zu haben.
Produktsicherheitsrichtlinie sollte Bedeutung von Online-Marktplätzen bei Einfuhr unsicherer Produkte anerkennen
„Es ist höchste Zeit, dass die europäische Produktsicherheitsrichtlinieüberarbeitet wird. Seit ihrem Inkrafttreten im Jahr 2001 haben sich Vertriebswege und Verbraucherpräferenzen fundamental gewandelt“, erläutert Müller.
Die Richtlinie müsse die gewachsene Bedeutung von Online-Marktplätzen bei der Einfuhr von unsicheren und gefährlichen Produkten anerkennen. Hierfür müssten Online-Marktplätze rechtlich als Akteur in der Lieferkette definiert werden und somit mitverantwortlich für die Sicherheit der auf ihrer Plattform gehandelten Produkte sein.
Marktüberwachung stärken, um globale Herausforderungen im Online-Handel zu meistern
Um die globalen Herausforderungen im Online-Handel zu meistern, brauche es auch stärkere Zollbehörden und mehr Kooperation zwischen Marktüberwachungsbehörden. Dazu zähle etwa eine engere behördliche Zusammenarbeit in der EU, aber auch mit wichtigen Handelspartnern wie China, den USA und Großbritannien.
Die Herausforderungen des globalen Online-Handels hat der vzbv am Nachmittag des 24. November 2020 digitalen Veranstaltung „Verbraucher im globalen Online-Handel“ diskutiert.
Weitere Informationen zum Thema:
verbraucherzentrale Bundesverband, 24.11.2020
VERBRAUCHERFRUST STATT EINKAUFSGLÜCK ( Verbrauchersituation auf Online-Marktplätzen in der Praxis
verbraucherzentrale Bundesverband, 16.11.2020
VERANTWORTUNG UND HAFTUNG VON TRANSAKTIONSPLATTFORMEN / Forderungen des vzbv
verbraucherzentrale Bundesverband, 01.10.2020
SICHERE PRODUKTESTÄRKEN DAS VERBRAUCHERVERTRAUEN /
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