Branche, Gastbeiträge - geschrieben von cp am Dienstag, Juni 2, 2020 16:56 - noch keine Kommentare
Ransomware: Das Wirtschaftssystem hinter der Daten-Geiselnahme
Prävention bleibt die beste Verteidigung / Best Practices zum Schutz von Unternehmen
Von unserem Gastautor Christoph M. Kumpa, Director DACH & EE bei Digital Guardian
[datensicherheit.de, 02.06.2020] Durch die enorme Professionalisierung der Vertriebswege wie Ransomware-as-a-Service (RaaS), benötigen Angreifer nicht mehr zwingend tiefgreifende technische Fähigkeiten, sondern vielmehr unternehmerisches Talent, um hohe Summen von ihren Opfern zu erpressen. Die Entwickler des GandCrab-RaaS rühmten sich, 2,5 Millionen US-Dollar pro Woche einzunehmen. Aktuelle Angriffe mit dem polymorphen Emotet-Virus, der den TrickBot-Trojaner einführt, daraufhin Daten stiehlt und die Ryuk-Ransomware herunterlädt, können ebenso effektiv wie profitabel sein.
Neues Druckmittel: Victim-Outing von Unternehmen, die kein Lösegeld bezahlen
Darüber hinaus greifen Cyberkriminelle zu neuen Mitteln, um den Druck auf ihre Opfer weiter zu erhöhen. Die Angreifer hinter der Ransomware-Variante Maze haben begonnen, öffentlich bekanntzumachen, wenn Unternehmen sich weigern, Lösegeld zu zahlen. Auf einer Website gaben die Kriminellen kürzlich Namen, Websites und sogar gestohlene Daten von Opferfirmen weiter.
Weitere Akteure, die die Ransomware-Wirtschaft antreiben
Ransomware bleibt nicht nur eine ernsthafte Bedrohung, weil sie für Cyberkriminelle eine effektive Einnahmequelle ist. Das florierende Geschäft der Daten-Geiselnahme wird auch durch weitere Akteure zusätzlich angefacht:
Versicherungsanbieter: Teilweise Ermutigung zur Zahlung von Lösegeldern
Traditionell ermöglichen Anbieter, die auf Cyber-Versicherungen spezialisiert sind, eine Deckung für Verluste, die durch eine Ransomware-Infektion entstehen. Wie die Non-Profit-Nachrichtenseite ProPublica vor kurzem herausfand, haben einige Versicherer dazu ermutigt, Lösegelder zu zahlen, wenn es wahrscheinlich ist, dass die Kosten durch eine schnelle Wiederherstellung des Geschäftsbetriebs minimiert werden können. Dies ermöglicht es den betroffenen Unternehmen zwar, schneller einen Decryption-Key zu erhalten, doch durch Lösegeldzahlungen an die Erpresser wird das Problem nur noch weiter verschärft.
Ransomware-Broker zur Abwicklung der Lösegeldzahlungen
Nicht jede Organisation, die von Ransomware betroffen ist, ist mit den treuhänderischen Forderungen der Angreifer vertraut; dazu gehört auch, wie Krypto-Währungen wie Bitcoin funktionieren. Hierfür gibt es mittlerweile Vermittlerservices, die von Unternehmen oder deren Rechtsberatung beauftragt werden können, um eine Reduzierung der geforderten Summe auszuhandeln oder den Prozess der Lösegeldzahlung abzuwickeln. Zu diesen Dienstleistern zählt etwa die Firma Coveware, die sich selbst als „Ransomware Recovery First Responder“ bezeichnet und Unternehmen bei der Erleichterung von Zahlungen, aber auch bei der Erhebung und Weitergabe von Daten hilft, die sie mit Strafverfolgungsbehörden und Sicherheitsforschern austauscht. Eine Handvoll anderer Firmen wie Gemini Advisory und Cytelligence sind in letzter Zeit ebenfalls entstanden.
Solange Cyberkriminelle, Vermittlerfirmen und Versicherer weiterhin Gewinne erzielen, wird Ransomware ein Problem bleiben – eine Win-Win-Situation für alle, außer für die Opfer. Laut eines Berichts von Coveware steht viel Geld auf dem Spiel: Die durchschnittliche Lösegeldzahlung sei allein vom ersten bis zum zweiten Quartal 2019 um 184 Prozent von 12.762 auf 36.295 US-Dollar gestiegen.
Grundlegende Best Practices gegen Ransomware
Die Einhaltung grundlegender Best Practices bleiben der Schlüssel zur Minimierung von Schäden durch Ransomware. Zu den wichtigsten Sicherheitspraktiken zählen:
- Aufklärung: Eine effektive Ransomware-Abwehr fußt maßgeblich auf der umfangreichen Mitarbeiterschulung. Zu den häufigen Infektions- oder Angriffsvektoren gehören:
- E-Mail-Anhänge: Eine der gängigsten Methoden zur Verbreitung von Ransomware ist die Versendung bösartiger E-Mail-Anhänge durch Phishing-Attacken, beispielsweise als gefälschte Rechnungen oder Bewerbungsunterlagen.
- Social Media: Ein weiteres Mittel der Täuschung ist ein Angriff über Social Media. Einer der bekanntesten Kanäle ist der Facebook Messenger: Kriminelle erstellen Konten, die die aktuellen Kontakte eines Benutzers nachahmen und Nachrichten mit bösartigen Dateien oder Links versenden.
- Online-Popups: Ein älterer, gängiger Angriffsvektor sind Online-Popups, die häufig verwendete Software nachahmen und Nutzer dazu bringen wollen, auf das gefälschte Fenster zu klicken, um die Malware herunterzuladen.
- Gefälschte Apps: Im Bereich der mobilen Ransomware zählen gefälschte Apps zu den häufigsten Infektionsvektoren. Apps sollten daher nur von vertrauenswürdigen Quellen bezogen werden.
- Häufige und getestete Backups: Die Sicherung aller wichtigen Dateien und Systeme ist eine der stärksten Abwehrmaßnahmen gegen Ransomware. Backups sollten regelmäßig getestet werden, um sicherzustellen, dass die Daten vollständig und nicht beschädigt sind.
- Strukturierte, regelmäßige Updates: Die meiste Software, die Unternehmen verwenden, aktualisiert der Softwarehersteller regelmäßig. Diese Updates können Patches beinhalten, um die Software vor bekannten Bedrohungen zu schützen. Jedes Unternehmen sollte einen Verantwortlichen benennen, der die Software aktualisiert.
- Korrekte Verfolgung von Berechtigungen: Jeder Mitarbeiter, der Zugang zu Systemen erhält, schafft eine potenzielle Schwachstelle für Ransomware. Fehlende Aktualisierung von Passwörtern und unzulässige Nutzerberechtigungen können zu noch höheren Angriffswahrscheinlichkeiten führen.
- Weitere Security-Technologien und -Services: Darüber hinaus können zusätzliche Security-as-a-Service-Dienste wie etwa Managed Detection and Response (MDR) Unternehmen durch externe Sicherheitsexperten dabei unterstützen, Bedrohungen zu jagen, zu erkennen und in Echtzeit auf Angriffe zu reagieren, um Ransomware-Angriffe und andere Advanced Threats zu stoppen, bevor sensible Unternehmensdaten gefährdet werden.
Prävention bleibt die beste Verteidigung. Mit einem mehrschichtigen Sicherheitsansatz aus Mitarbeiteraufklärung, kontinuierlichen Update- und Backup-Praktiken sowie Sicherheitstechnologien lässt sich das Risiko eines Ransomware-Angriffs deutlich verringern.
Weitere Informationen zum Thema:
Digital Guardian
Enterprise IP & DLP Software
datensicherheit.de, 14.05.2020
Gesundheitswesen: Globaler Anstieg von Ransomware- und Cyberangriffen
Aktuelles, Experten - Nov 21, 2024 20:50 - noch keine Kommentare
ePA für alle: Daten für die Forschung und das Risiko trägt der Patient
weitere Beiträge in Experten
- CRA endgültig in Kraft getreten: Digitale Produkte in der EU kommen auf den Prüfstand
- Datenleck bei Öko-Stromanbieter: 50.000 Datensätze deutscher Tibber-Kunden im Darknet
- HmbBfDI unternahm branchenweite Schwerpunktprüfung im Forderungsmanagement
- Repräsentative Studie von Civey und QBE: Über 24 Prozent deutscher Unternehmen kürzlich von Cyber-Attacke betroffen
- Datenschutz-Sandbox: Forschungsprojekt soll sicherer Technologieentwicklung Raum geben
Aktuelles, Branche - Nov 21, 2024 20:58 - noch keine Kommentare
Gelsemium-Hacker: ESET warnt vor neuen Linux-Backdoors
weitere Beiträge in Branche
- Laut 2025 Identity Fraud Report alle fünf Minuten ein Deepfake-Angriff
- Unternehmen sollten NIS-2 ernst nehmen und schnell konforme Lösungen etablieren
- Betrug im Digital-Zeitalter: Moderne IT definiert -Bedrohungen und -Schutzmaßnahmen neu
- TOPqw Webportal: G DATA deckte fünf Sicherheitslücken auf
- Proofpoint gibt Tipps gegen Online-Betrug – Hochsaison der Online-Einkäufe startet
Branche, Umfragen - Dez 21, 2020 21:46 - noch keine Kommentare
Threat Hunting: Bedeutung und Wertschätzung steigt
weitere Beiträge in Service
- Umfrage: 71 Prozent der IT-Entscheidungsträger besorgt über Mehrfachnutzung von Passwörtern
- Fast die Hälfte der Unternehmen ohne geeignete Sicherheitsrichtlinien für Remote-Arbeit
- Umfrage: Bedeutung der Konsolidierung von IT-Sicherheitslösungen
- TeleTrusT-Umfrage: „IT-Sicherheit im Home Office“
- Cybersicherheit: SANS-Studie zu Frauen in Führungspositionen
Kommentieren