Aktuelles, Experten, Studien - geschrieben von dp am Freitag, Januar 27, 2017 23:29 - noch keine Kommentare
Verbraucherzentrale: Datenschutz und Big Data nicht gegeneinander ausspielen
vzbv-Positionspapier anlässlich des Europäischen Datenschutztages am 28. Januar 2017 publiziert
[datensicherheit.de, 27.01.2017] Der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (vzbv) analysiert in seinem aktuellen Positionspapier „BIG DATA UND DATENSCHUTZ“ Gewinne und Gefahren für Verbraucher – sogenannte Big-Data-Technologien bergen demnach viele Chancen, aber auch große Risiken.
Data-Analysen verantwortungsvoll nutzen!
Der vzbv setzt sich dafür ein, dass Data-Analysen „verantwortungsvoll genutzt“ werden – nicht jedes beliebige Geschäftsmodell könne zulässig sein, wenn es gegen Prinzipien des Datenschutzes verstößt.
Indes: „Big-Data-Analysen können ein gewaltiger Gewinn für einzelne Verbraucherinnen und Verbraucher sein und zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beitragen.“ Das digitale Auto beispielsweise sei mit der Infrastruktur und anderen Fahrzeugen vernetzt, um einen Stau rechtzeitig zu erkennen, Verkehrsinformationen zu beziehen oder Unfälle zu melden. Dies sei nicht nur bequem, sondern könne gleichzeitig die Sicherheit erhöhen und die Umwelt entlasten.
Aber es wird auch gewarnt: „Gleichzeitig bergen diese Technologien aber große Gefahren für den Datenschutz. Je mehr eine Person, ein Unternehmen oder ein Staat über uns weiß, umso einfacher ist es für sie, uns zu manipulieren und zu kontrollieren.“
Der vzbv hat anlässlich des Europäischen Datenschutztages am 28. Januar seine Einschätzung in einem Positionspapier zusammengefasst.
Freiheit meint auch Geheimhaltung
Der Einzelne müsse grundsätzlich selbst darüber entscheiden können, welche Daten er preisgibt und wie diese Daten verwendet werden dürfen. Zur persönlichen Freiheit gehöre es, Dinge zu tun und zu lassen, ohne dass andere davon wissen. Diese Freiheit sei in den vergangenen Jahren immer stärker ausgehöhlt worden: Vorlieben, Ansichten und Verhaltensweisen würden systematisch gesammelt und in Profilen zusammengefasst. Algorithmen entschieden bereits heute nicht nur welche Werbung Nutzer im Internet sehen, sondern könnten auch bestimmen, welchen Preis sie individuell für ein Produkt zahlen oder welche Informationen sie auf Nachrichtenseiten oder durch Suchmaschinen erhalten – und die zukünftigen Risiken gingen weit darüber hinaus.
Big Data: Chancen nutzen und gleichzeitig Risiken minimieren!
Nun dürfe aber nicht der Fehler begangen werden, Datenschutz und Big Data gegeneinander auszuspielen – die „Debatte darf nicht auf ein Entweder/Oder und somit auf ein Nullsummenspiel reduziert werden“.
Die Herausforderung laute, die Chancen von Big Data zu nutzen, aber gleichzeitig die Risiken zu minimieren. Die bestehenden Grundsätze des Datenschutzes, die in der Europäischen Union Grundrechtscharakter haben, müssten dabei weiterhin Bestand haben: Zweckbindung, Datensparsamkeit und Einwilligungsvorbehalt.
Datenschutz – Vertrauen – Erfolg
Gleichzeitig müsse klar sein, dass ein – begründetes – Vertrauen der Verbraucher „mittelfristig eine Grundvoraussetzung für den Erfolg von Big Data und entsprechenden datenintensiven Geschäftsmodellen ist“. In einer breit angelegten Umfrage des Vodafone Instituts für Gesellschaft und Kommunikation vom Januar 2016 spiegele sich das – oftmals zu Recht – geringe Vertrauen der Verbraucher in datenverarbeitende Dienste wider.
Beispielsweise vermieden es 56 Prozent der deutschen Befragten, sehr persönliche Dinge in E-Mails oder Textnachrichten zu schreiben, da sie befürchteten, dass Dritte darauf zugreifen könnten – und selbst wenn ihre Daten anonymisiert wären, würden sich nur 42 Prozent der Befragten noch wohl damit fühlen, diese Daten an die Gesundheitsforschung zu geben. Dies zeige, dass sogar die Erfolgschancen vorbildlicher oder datenschutzfreundlicher Dienste durch das geschwundene Vertrauen der Verbraucher in Mitleidenschaft gezogen werden könnten.
Im Gegensatz dazu wirke richtig verstandener und gut umgesetzter Datenschutz vertrauensbildend. So habe die Mehrzahl der Befragten angegeben, dass klare und einfache Darstellung von Datenschutzbestimmungen (76 Prozent) sowie die transparente Darstellung der Verarbeitungszwecke (57 Prozent) ihr Vertrauen in datenverarbeitende Unternehmen stärken würde.
Mitbestimmung bei der Datenverwendung gefordert
Der verantwortungsvolle Umgang mit den Daten der Nutzer, Offenheit und Transparenz bei der Verarbeitung personenbezogener Daten müssten die oberste Maxime bei der Anwendung von Big Data und die Entwicklung datenintensiver Geschäftsmodelle sein.
Nutzer dürften sich den Prozessen nicht schutzlos ausgesetzt fühlen. Sie müssten mitbestimmen können, ob und in welcher Form ihre Daten verarbeitet und analysiert werden und die Konsequenzen nachvollziehen können. Somit könne das Risiko von negativen Auswirkungen der Datenverarbeitung, wie Manipulation, Diskriminierung und Fremdbestimmung verringert werden.
Der Schutz von persönlichen Daten von Verbrauchern und das Recht auf Privatsphäre könne die Konsequenz nach sich ziehen, dass nicht jedes beliebige Geschäftsmodell realisiert werden könne. Doch wer dabei laut aufschreit, sollte sich dabei genau überlegen, ob es ratsam sei Geschäftsmodelle zulassen, bei denen die Verarbeitung von persönlichen Daten und ihre Zwecke nicht mehr kontrollierbar und Entscheidungen nicht mehr nachvollziehbar sind.
Auf die Frage, wie der Einzelne und die Gesellschaft dann vor Kontrolle und Manipulation geschützt werden sollten, könne bisher keiner eine Antwort liefern, der vor einem zu starken Datenschutz warnt.
Weitere Informationen zum Thema:
vzbv
„BIG DATA UND DATENSCHUTZ“
datensicherheit.de, 09.10.2015
Big Data: Leitlinien für den Einsatz
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