Aktuelles, Experten - geschrieben von dp am Samstag, Januar 31, 2015 22:58 - noch keine Kommentare
Cluster Industrie 4.0: Sicherheit 4.0 zur Bewältigung der Herausforderungen und Risiken
Berliner Initiative für Teilhabe und Wohlstand startet am 1. Februar 2015
[datensicherheit.de, 31.01.2015] Nach der Mechanisierung, Elektrifizierung und Informatisierung ist eine vollständige Digitalisierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu erwarten – gewissermaßen die vierte industrielle Revolution, die sogenannte „Industrie 4.0“. Diese bietet nach Ansicht der vier Gründer des Berliner „Clusters Industrie 4.0“ (CI4) eine Vielfalt an Chancen, gerade auch für den deutschen Mittelstand, berge aber auch gewaltige Herausforderungen und Risiken, deren erfolgreich Bewältigung Voraussetzung für die Sicherung des Wirtschaftsstandorts Deutschland in der Zukunft ist.
Industrienahe Dienstleistungen als Wohlstandsbasis
Im Zuge der Deindustrialisierung traditioneller Produktionsstandorte in den 1990er-Jahren wurde gerne das Bild einer reinen „Dienstleistungsgesellschaft“ im 21. Jahrhundert gezeichnet, welche eine selbstbestimmte Teilhabe an der Wertschöpfung und am Wohlstand ermöglichen sollte.
Inmitten der zweiten Dekade des neuen Jahrtausends zeige sich indes, dass bloße Dienstleistungen allein für eine Industrienation nicht ausreichend Wertschöpfungspotenzial böten und die Gesellschaft in Deutschland sich sogar faktisch immer mehr von der Idee der Sozialen Marktwirtschaft entferne. Daher haben sich am 1. Dezember 2014 vier Berliner Unternehmensberater zu einer konstituierenden Sitzung getroffen, um unter dem organisatorischen Dach der Gesellschaft für Transfer immateriellen Vermögens (GTIV) die CI4-Gründung zu beschließen. Das neue Cluster mit Sitz in Berlin, aber bundesweiter Ausstrahlung, nimmt am 1. Februar 2015 offiziell seine Tätigkeit auf.
CI4-Clustersprecher Michael Taube: Die KMU ins Boot holen!
Warnung vor dem Zerreden volkswirtschaftlicher Chancen
Clustersprecher Michael Taube warnt davor, den Begriff „Industrie 4.0“ nur als einen Modebegriff anzusehen, der ähnlich wie „Cloud Computing“ oder „Internet der Dinge“ inflationär benutzt werde, ohne zum eigentlichen Kern vorzustoßen. Noch sei vieles im Fluss und nicht scharf abgegrenzt, so Taube. Deutschland müsse sich auf diesem Gebiet an die Spitze setzen, Standards definieren und das erforderliche Umfeld hinsichtlich Infrastruktur sowie Aus- und Weiterbildung schaffen. „Wenn wir es nicht tun, werden sich andere Volkswirtschaften wohl kaum hinten anstellen!“, warnt der CI4-Clustersprecher.
Taube geht es darum, mit Realismus und Pragmatismus, aber auch mit einer gehörigen Portion Optimismus, die Risiken zu erkennen, um ihnen frühzeitig begegnen zu können, und die Chancen der „Industrie 4.0“ insbesondere für die mittelständische Wirtschaft in Deutschland und Europa nachhaltig erfolgreich zu erschließen.
Unternehmer, Hochschullehrer, Ingenieure, Techniker, Verbandsvertreter und Wissenschaftler seien aufgerufen, aktiv an der Fortentwicklung des Clusters mitzuwirken, sagt der Dozent, Projektmanager und Unternehmensberater, der sich u.a. beim VDI (Fachgesellschaft GPP), in der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement (GPM), in der International Association of Project Manager (IAPM) und im Verband der IT- und Internetwirtschaft in Berlin und Brandenburg (SIBB) sowie als Unterstützer der Berliner Datenschutzrunde engagiert.
Aus- und Weiterbildung als Erfolgsfaktor für Industrie 4.0
Es sei höchste Zeit, so Gründungspartner Jörg Fleischer, Consultant bei der GPB Consulting GmbH in Berlin, dass die Bildungsträger ihre Angebote entsprechend ausrichten. Dabei gehe es zunächst noch gar nicht um Spezialwissen, sondern um solide Grundlagen und elementare Kulturtechniken. Gebe es keine stabile, belastbare Basis, könne ein solch epochaler Wandel, der eben nicht nur Technik und Wirtschaft, sondern auch die Kultur einer Gesellschaft beeinflusse, nicht gelingen, betont Fleischer.
Im Sinne der „Industrie 4.0“ müsse sich der zu reindustrialisierende Wirtschaftsstandort dieser Herausforderung stellen, denn nur so könne Wohlstand auch in Zukunft gesichert werden. Als CI4-Bildungsexperte setzt sich Fleischer dafür ein, über eine zukunftsorientierte Grund- und Spezialausbildung möglichst vielen Menschen die Teilhabe an deren Chancen zu ermöglichen.
Erfolg der „Industrie 4.0“ nur mit „Sicherheit 4.0“
Gründungspartner Carsten J. Pinnow, Mitherausgeber von datensicherheit.de, stellt klar, dass zur erfolgreichen Umsetzung von „Industrie 4.0“ auch angemessene Sicherheitskonzepte, eben insbesondere auf dem Gebiet der Datensicherheit, erforderlich sind.
Das „Internet der Dinge“, welches in letzter Konsequenz geschaffen werden müsse, könne Segen aber auch Fluch sein. Eine umfassende Vernetzung entlang der gesamten industriellen Prozesskette dürfe nur nach der Devise „So viel Vernetzung wie nötig, so wenig wie möglich!“ erfolgen. Es müsse grundsätzlich erkannt werden, dass es auch eine Pflicht zur unverzüglichen Entkopplung gebe, wenn z.B. durch einen Malware-Befall eines beteiligten Unternehmens eine Bedrohung für ein gesamtes Wertschöpfungsnetzwerk oder gar eine Volkswirtschaft erwachsen könnte.
Nicht nur die Technik, sondern auch Rechtsprechung und Kommunikationskultur würden sich verändern, so Carsten J. Pinnow, der sich auch in der Leitungsebene des Arbeitskreises Sicherheit im VDI BV Berlin-Brandenburg engagiert.
Deutschland als internationaler Leitmarkt und -anbieter
„Industrie 4.0“ berühre nicht nur die bekannte Welt der klassischen Industrie. Nahezu alle wesentlichen Lebensbereiche würden betroffen sein, betont auch Gründungspartner Dirk Pinnow, ebenfalls Mitherausgeber von datensicherheit.de.
Er sieht gerade für die kleineren mittelständischen Unternehmen in Deutschland eine große Chance – diese könnten sich zusammen mit in- und ausländischen Partnern zu virtuellen Konzernen verbinden und so auch im globalen Wettbewerb antreten und bestehen. Aber an dieser Chance sehe man auch gleich die Herausforderung, nämlich das Vorhandensein einer geeigneten Infrastruktur, und das nicht allein auf dem Gebiet der Informations- und Kommunikationstechnologie, sondern auch bei Verkehrswegen und zuverlässiger Energieversorgung etc., sowie interkultureller Fähigkeiten, um eine stabile Netzwerk-ORGA auch grenzüberschreitend zu etablieren.
Für Deutschland biete sich die einmalige Chance, zum internationalen Leitmarkt und -anbieter im industriellen Bereich aber auch in anderen Wirtschaftssektoren, wie Landwirtschaft und Dienstleistungen, zu werden und so der Marke „Made in Germany“ zu neuem Glanz zu verhelfen, sagt Dirk Pinnow, der u.a. auch als Leiter des Arbeitskreises Sicherheit im VDI BV Berlin-Brandenburg tätig ist.
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