Aktuelles - geschrieben von dp am Montag, Oktober 25, 2010 0:40 - noch keine Kommentare
ds Positionen: Ignoranz, Abzockgier und Abmahnwahn bedrohen Wertschöpfung im 21. Jahrhundert
Dirk Pinnow, Herausgeber von datensicherheit.de, zu üblen Zeitgenossen, die das Informationszeitalter sabotieren
[datensicherheit.de, 22.10.2010] Es ist ein großes Verdienst der it-sa 2010 in Nürnberg, dass die Foren auch den „ITler“ thematisierten. Wer jetzt an einen „Informationstechniker“ denkt, liegt falsch, aber dieser „ITler“ hat durchaus viel mit Informations- und Kommunikationstechnologie zu tun – er missbraucht diese giergetrieben oder fügt dieser durch ignorante Bequemlichkeit fahrlässigen Schaden zu und damit dem Inhaber und den Nutzern dieser Infrastruktur. Die Rede ist vom „internen Täter“:
Bei allen notwendigen Schutzmaßnahmen gegen externe Angriffe, etwa gegen den berühmt-berüchtigten „Hacker“, der korrekterweise „Cracker“ genannt werden sollte, wird in einem Anfall von Technikverliebtheit die menschliche Komponente häufig vollkommen vernachlässigt. Selten ist es krimineller Vorsatz – viel häufiger Demotivation, mangelnde Ausbildung, kindliche Neugier oder eben schlichte Bequemlichkeit, die z.B. aus einem Mitarbeiter in einem Unternehmen einen „internen Täter“ machen.
IT- oder ganzheitlicher gesagt IuK-Infrastrukturen sind die Wertschöpfungsorgane und -leitungen von Betrieben, ähnlich den Adern, Nervenbahnen und Organen beim Lebewesen. Sie müssen daher „gesund“, somit funktional und sicher gehalten werden. Um aber in dieser Analogie zu bleiben: Was hilf es, auch im hohen Alter noch die besten Gefäße und Nerven sowie die gesündesten Organe zu haben, wenn das Gehirn als Steuereinheit versagt oder Blutkörperchen bzw. Enzyme schwerste Anomalien aufweisen? Wem wäre damit gedient, mit einem weitgehend gesunden Körper zu verunglücken, dabei dauerhaft Schaden zu nehmen oder gar zu sterben? Übertragen auf die IT-Welt heißt dies, dass der Anwender, der die IT-Systeme in Betrieb nimmt und nutzt, letztendlich um Daten zu erheben, zu bearbeiten, zu speichern, zu übertragen und als Träger von Informationen zu nutzen, der zentrale Faktor für die IT-Sicherheit, ja die Datensicherheit, ist! IT bzw. IuK sind wertvolle Instrumente, aber nur in kundigen, verantwortlich handelnden Händen! Zudem sehen wir anhand dieses bildhaften Beispiels, dass bereits die Datenebene zu schützen ist, nicht erst jene der Informationen. Hierzu eine einfache Begründung: Was für Sie selbst „Datenmüll“ sein mag (etwa alte Kontoauszüge, die Sie dem Altpapierconatiner anvertrauen), könnte für einen Kriminellen, Ihren Feind oder Konkurrenten ein „Schatz“ sein – weil er aus diesem „Datenmüll“ für ihn wertvolle, für Sie aber schädliche Informationen gewinnen kann! Wir sprechen von „Datensicherheit“ auch deshalb, weil längst nicht alle Informationsträger in vitueller, elektronischer Form vorliegen, sondern auch im 21. Jahrhundert durchaus vielfach in materieller Form – so im großen Stil in Form eines simplen weißen Blattes Papier, DIN A4, 80 Gramm pro Quadratmeter. Die Problematik der „Datensicherheit“ ist also ganzheitlicher zu betrachten als IT-Sicherheit, und sie ist wesentlich älter – im Grunde begann sie vor Jahrzehntausenden, als die Menschen erste Symbole in den Boden oder in Baumrinden kratzten bzw. an Höhlenwände schmierten.
Eines hat die rasante Entwicklung der IT am Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts aber bewirkt: Daten sind wichtiger und wertvoller denn je; nicht selten erlangen sie quasi den Status einer globalen virtuellen Währung; als Informationsträger sind sie zugleich Vermögensträger, denn Informationen haben ihren Wert! Damit kommen wir zum Thema „Wertschöpfung“ – mit dem Rückgang der materiellen Industrie begann der Aufbau einer Art virtuellen Industrie, der längst nicht abgeschlossen ist und Gefahr läuft, durch Missbrauch wie Regulierungswahn, durch rückwärtsgewandte Allmachtsphantasien oder schlichtes Unverständnis abgewürgt zu werden.
Das Fatale dabei ist Folgendes: Viele der unkritischen Befürworter und Anwender modernster IT ignorieren den Vermögens-Charakter von Informationen und Daten, deren sinnvolle Erzeugung und Verknüfung Zeit, Kreativität und auch Geld kostet. Wenn also ohne jegliches Unrechtsbewusstsein Urheberrechte missachtet, Texte, Musik, Filme oder Computerprogramme illegal kopiert und gar weitergegeben werden, dann wird von diesen Tätern der erfolgreichen gesellschaftlichen Weiterentwicklung hin zu einem funktionieren Wertschöpfungskreislauf im Informationszeitalter Gewalt angetan. Wer nicht wahrhaben will, dass die Erstellung von Werken auch in digitaler Form eine mit Mühen erfolgte Wertschöpfung ist, die es zu achten und eben wertzuschätzen gilt, versündigt sich an der eigenen Zukunft! „Datensicherheit“ meint deshalb auch immer, die legitimen Rechte der Urheber gegen Missbrauch und Plünderung zu schützen.
Dem eben kritisierten Verhaltensmuster insbesondere des neuen Jahrtausends steht unversöhnlich ein mental offenbar noch im 19. Jahrhundert verankertes entgegen, das sich in feudalistisch anmutenden Allmachtsphantasien ergeht und mündige wie kreative Bürger, Kunden und Verbraucher zu fügsamen Abnehmern einer knappen Ware degradieren will. Im Zuge der Ökonomisierung aller Lebensbereiche und der Auflösung des Rechtsfriedens im Land ist es dann nicht mehr weit zumindest zur impliziten Zensur, zur Kriminalisierung, ja zur Abzocke. Dass wirkliche oder manchmal auch nur vermeintliche Rechteinhaber im brachialem Abmahnwahn willfährige „-anwälte“ (von „Recht“ möchte man da schon gar nicht mehr sprechen) von der Leine lassen, um diese Brüder im Geiste eines Freiherrn von G. auf Biegen und Brechen in rechtlichen Grauzonen stöbern zu lassen, Menschen unter Generalverdacht zu stellen, diese einzuschüchtern und auszusaugen, ist ein Generalangriff auf das Informationszeitalter, auf die Prinzipien eines Fairplays in einer demokratischen Gesellschaft! Wenn jeder „geistige Furz“ als schützenswertes Gut angesehen, jedes Zitat als „schwerstkrimineller Akt“ gewertet wird, leiden freie Kunst, Berichterstattung und auch Wissenschaft. Wenn die auf Schuldgeld basierende Macht und fintenreiche Tricks in angezettelten Rechtsstreitigkeiten Menschen und Institutionen mit ehrbaren Absichten an die Wand drücken und den Markt verzerren, dann heißt es Abschied zu nehmen von Demokratie und Sozialer Marktwirtschaft – dann droht ein mentaler Absturz, der einer erfolgreichen Fortentwicklung der vernetzten Volkswirtschaften zerstörerisch entgegenwirkt!
Dirk C. Pinnow: Liebe Leser von datensicherheit.de, gerne möchten wir mit Ihnen in eine sachliche Diskussion eintreten, wie das oben beschriebene Spannungsfeld zwischen den beiden extremistischen Polen – der Plünderung virtuellen Vermögens einerseits und der von Arroganz und Gier getriebenen Großmannssucht andererseits – entspannt werden kann. Welche Erfahrungen haben Sie z.B. mit Missbrauch eigener Werke durch Fremde gemacht oder eben auch mit Abzock- und Abmahnattacken? Bitte beachten Sie dabei, dass wir schädliche Verhaltensweise kritisieren und diskutieren wollen – es geht hierbei eben nicht um einen „virtuellen Pranger“, der Menschen oder Institutionen bloßstellen würde. Es geht um die Beschreibung von Problemen und deren Randbedingungen – und am Ende hoffentlich um Lösungen. Aufgerufen zur Einsendung von Texten, die wir bei Eignung rezensieren und publizieren werden, sind normale Bürger ebenso wie standesrechtlich versierte Rechtsexperten mit Anstand und Verstand. Datensicherheit und Rechtsfrieden in beide Richtungen nutzen uns allen! Wir freuen uns auf Ihre Beiträge und werden diese thematische Reihe in lockerer Reihenfolge fortsetzen.
Weitere Informationen zum Thema:
datensicherheit.de, 20.10.2010]
Attacken auf das Weichziel Mensch: Wenn der Mitarbeiter sich als Komplize instrumentalisieren lässt / Erschreckender Erfahrungsbericht über Neugier und Bequemlichkeit als „Türöffner“ auf der it-sa 2010
datensicherheit.de, 19.10.2010
Faktor Mensch auch im Mittelpunkt des BITKOM-Executive-Dinners aus Anlass des Auftaktes der it-sa 2010 / Eigene Branchenmesse für die IT-Sicherheit am Standort Nürnberg gewürdigt
datensicherheit.de, 19.10.2010
Der Mensch als Schwachstelle: Datensicherheit in deutschen Unternehmen bleibt brisantes Thema / <kes> Microsoft Sicherheitsstudie“ auf der it-sa 2010 vorgestellt
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